Als Vater von zwei Jungs gibt es einen ziemlich einfachen Weg, um aus einem schönen Spiel einen gemeinen Streit zu erschaffen: Nachdem Sie eine Runde beendet haben, geben Sie dem ersten Jungen einen leckeren Schokoriegel und loben ihn dafür, dass er so toll gespielt hat. Dann drehen Sie sich um, und geben dem anderen Jungen einen größeren Schokoriegel…

Spätestens jetzt ist Krieg: Warum kriegt der mehr? … Darum! … Der hat aber gar nicht so gut gespielt wie ich! … Wohl!!!

Nun werden Sie vielleicht lächeln und denken: Typisch Kinder! Mit Erwachsenen ist das aber nicht viel anders – und nicht nur bei den männlichen Exemplaren. Es gibt wohl keinen verlässlicheren Demotivator im Job, als das Gefühl für gleiche Leistung schlechter bezahlt zu werden. Frauen kennen das Problem nur zu gut. Fachleute kennen das Phänomen allerdings noch unter einem anderen Begriff: sozialer Vergleich.

Wir vergleichen uns ständig und nur allzu gerne mit anderen. Und eben schon von Kindesbeinen an. Ob Dienstwagen, Eckbüro, Firmenparkplatz nahe der Hauptpforte oder die Mitgliedschaft in einem exklusiven Club – derlei Insignien des persönlichen Erfolgs spiegeln nicht nur den Zustand mancher Managerseele, sondern eben oft auch den Platz in der sozialen Hierarchie. Denn Privilegien besitzen einen großen Vorteil: Sie wirken nach außen – auf Geschäftspartner, auf Kollegen, auf Nachbarn. Sie schenken uns die Aura von Größe, Macht und Noblesse.

Hauptsache mehr als die anderen!

Der fortwährende Klassenkampf treibt aber mitunter auch wilde Blüten, wie ein schon angejahrtes Experiment unter Harvard-Studenten zeigte: Sie wurden nach ihren Gehaltswünschen befragt. Dabei hatten sie die Wahl zwischen (a) einem Jahreseinkommen von 50.000 Dollar, während alle anderen die Hälfte davon verdienen würden oder (b) einem Jahreseinkommen von 100.000 Dollar, während alle anderen das Doppelte verdienen. Die überwiegende Mehrheit entschied sich für Alternative (a). Lieber absolut weniger, wenn es relativ dem Meisten entspricht. Und das Argument der Inflation zählt hierbei nicht, denn die Studenten verglichen sich ja nur mit ihrer Abschlussklasse. Die paar Kommilitonen treiben die Preise nicht nach oben.

Zugegeben, solche Statussymbole wie die Höhe des Einkommens oder die PS-Zahl des Firmenwagens erfüllen einen praktischen Zweck: Sie erleichtern die Kommunikation und machen die Zusammenarbeit effektiver, weil sie klären, wer was zu sagen hat. Umgekehrt heißt das aber auch: Fallen diese lieb gewonnenen Insignien irgendwann wieder weg, reagieren die Begünstigten sauer. Und noch übler, wenn sie sich dabei auch noch ungerecht oder unfair behandelt fühlen. Psychologen wissen: Der Entzug des Privilegs demotiviert Menschen mehr als dessen Einführung sie jemals motiviert hat. Wer also ein Belohnungssystem einführt, sollte das im Hinterkopf behalten.

Oder aber ganz darauf verzichten. Ian I. Larkin von der Harvard Business School geht dabei sogar soweit, dass er ungleiche und geheim gehaltene Gehälter gänzlich für ineffizient und überholt zu erklären. Vielmehr plädiert er für einen einheitlichen Sockel für alle, der durch einige leistungsbezogene Incentives verbessert werden kann (ohne jetzt gleich das Wort vom Einheitslohn zu gebrauchen).

Ein interessanter Gedanke – und ein guter Auftakt für eine Diskussion: Wie sehen Sie das?