Man kann sagen, es sei oberflächlich. Man kann sagen, es habe letztlich nichts mit der Leistung zu tun. Man kann auch sagen: „Früher oder später kommt die Wahrheit ja doch ans Licht.“ Und in allen drei Fällen hätte man irgendwie Recht. Trotzdem lässt sich nicht von der Hand weisen, dass in der Wirtschaft im Allgemeinen und im Management im Besonderen das Image eine enorme Wirkung auf den beruflichen Erfolg hat. Und wenn man schon vom Image spricht, kann man auch gleich vom Aussehen reden.
Gemeint ist in diesem Fall der visuelle Eindruck von Kompetenz. Der wirkt sich, glaubt man einer neuen Studie der Duke Universität, sogar spürbar auf das Einkommen der Betroffenen aus. Oder wie das Forschertrio John Graham, Campbell Harvey und Manju Puri von der Duke’s Fuqua School of Business sagen würde: Kompetent aussehende Manager verdienen mehr – und das obwohl freilich zwischen ihrem Aussehen und der Profitabilität des Unternehmens überhaupt kein Zusammenhang besteht.
Natürlich gab es schon vorher zahlreiche Studien, die einen Zusammenhang zwischen attraktivem Aussehen und privatem oder beruflichem Erfolg dokumentierten. „Wir aber wollten herausfinden, ob dieser Zusammenhang auch in der Konzernleitung eine Rolle spielt“, sagt Studienautor Graham.
Und genau diesen scheint es zu geben: Um das zu überprüfen, inszenierten die Wissenschaftler eine Reihe von Experimenten, bei denen knapp 2000 Teilnehmer gebeten wurden Bilder von mehr als 100 CEOs und einfachen Angestellten zu beurteilen. Wer Manager und wer einfacher Mitarbeiter war, wussten die Teilnehmer allerdings nicht. Stattdessen sollten sie die Personen auf den Porträts immer paarweise entsprechend ihrer scheinbaren Attraktivität, Kompetenz, Vertrauenswürdigkeit und Sympathie gegeneinander abwägen. Und siehe da: Die CEOs wurden tatsächlich häufiger als kompetent und attraktiv eingestuft – allerdings auch als weniger vertrauenswürdig und weniger sympathisch. Nun ja.
Ein ähnliches Ergebnis zeigte sich, als die Forscher die Bilderpaare von Managern großer Konzerne gegenüber Führungskräften aus mittleren bis kleinen Unternehmen vergleichen ließen. Auch hier schnitten die Konzernmanager in 55 Prozent der Fälle und in Sachen zugesprochener Kompetenz sowie Attraktivität besser ab, während die Kollegen aus dem Mittelstand als zuverlässiger und sympathischer beurteilt wurden.
Als das Professorentrio anschließend die tatsächlichen Einkommen der untersuchten Mitarbeiter und Manager verglich, stellte sich heraus: Wer in den Tests als kompetenter bewertet wurde, verfügte tendenziell über ein höheres Einkommen. Konkret: CEOs, die auf einer fünfstufigen Skala in Sachen Kompetenz mit vier oder höher bewertet wurden, verdienten durchschnittliche 7,5 Prozent mehr als ihre Kollegen mit dem Rang drei.
Eines muss man aber auch noch sagen: Trotz dieser offenbaren Beziehung zwischen Schein und Gehalt, fanden die Forscher allerdings keinen Beweis, dass ein solch kompetent dreinschauender CEO dann auch kausal zum Unternehmenserfolg beigetragen hätte.