Nach dem Abschluss stehen ehemalige Studenten vor der Qual der Wahl: Karriere im internationalen Top-Konzern oder doch zum unbekannten Mittelständler? Der Mittelstand verspricht auf den ersten Blick weniger Prestige und internationalen Glamour. Zudem schwingen sofort Assoziationen mit, irgendwo in der Provinz zu versauern. Der Gedanke, dabei womöglich für einen sogenannten Hidden Champion, einen heimlichen Weltmarktführer arbeiten zu können, kommt erst später.
Wer im Mittelstand anfängt, der steigt in der Regel schnell ein und auch so richtig: kurze Einarbeitungsphasen und viel learning on the job gehören hier zum Alltag. Auch der Aufstieg innerhalb des Unternehmens verläuft hier häufig rascher als bei den Konzernen. In puncto Ausland können kleine und mittelständische Unternehmen ohnehin längst mithalten. Von wegen Provinz! Viele entsenden ihren Nachwuchs meist schon nach kurzer Zeit für einige Zeit und konkrete Projekte ins Ausland. Neben Führungskräften braucht es schließlich immer auch junge, neugierige Mitarbeiter, um neue Märkte zu erschließen. Falls Sie der Mittelstand interessiert, dann haben wir das was für Sie: eine Übersicht der wesentlichen Merkmale, die Sie im Mittelstand erwarten sowie einen kleinen Selbsttest, der zeigt, ob Sie für eine Karriere dort fit genug sind…
Merkmale des Mittelstands
- Breites Aufgabenspektrum: Generalisten wünscht sich der Mittelstand. Spezialisten bleiben entweder in ihrer Nische oder müssen sich mit häufig wechselnden Aufgaben anfreunden.
- Flache Hierarchien: Berufsstarter können zwar schnell Verantwortung übernehmen und im Unternehmen aufsteigen – es gibt schließlich weniger Konkurrenten um Top-Positionen. Aber der Aufstieg erreicht ebenso schnell eine Grenze. Vor allem dann, wenn die gewünschte Position bereits besetzt ist, sorgt die hohe Unternehmensloyalität der Mitarbeiter für eine längere Wartezeit.
- Kurze Amtswege: Entscheidungen fallen schneller, weil weniger Instanzen einzubinden und weniger Menschen zu überzeugen sind. Vorausgesetzt man hat bei den wichtigen Personen einen Stein im Brett, können Pläne und Projekte schnell realisiert werden. Andernfalls droht aber auch ein zermürbender Überzeugungsprozess.
- Langfristige Orientierung: Inhabergeführte Mittelständern müssen keine Renditeziele von Finanzinvestoren erfüllen und haben den Vorteil, langfristig planen zu können. Nachhaltige Erfolge stehen vor anorganischem Wachstum.
- Persönliche Atmosphäre: Die Arbeitsatmosphäre ist durch den persönlichen Bezug zu den Vorgesetzten (so man sich mit ihnen versteht) oft besser. Was nicht funktioniert: In die anonyme Masse abtauchen. In Abteilungen, in denen oft jeder jeden kennt, wird die eigene Leistung deutlicher sichtbar.
- Regionale Verbundenheit: Der Stammsitz von Mittelständlern ist oft seit Jahrzehnten in einer Region und das Unternehmen hat dort auch häufig eine gesellschaftliche Rolle inne. Das erhöht indirekt den Druck, auch als Mitarbeiter den guten Ruf zu wahren.
- Undurchsichtige Aufstiegswege: Vorsicht bei starken Familienbanden. Hier können Karrieren sehr willkürlich entstehen. Wer im Mittelstand langfristig Karriere machen möchte, dem empfiehlt der Headhunter Marcus Schmidt, sich ein Unternehmen zu suchen, bei dem sich die Führung überwiegend aus Externen rekrutiert oder aus Familienmitgliedern, die sich vor dem Einstieg ins Familienunternehmen extern bewährt haben. Denn hier zählt dann meist Leistung mehr als Sympathie. Wichtig bleibt aber auch dann, Entscheidungsstrukturen vorher zu durchleuchten und sich ein gutes internes Netzwerk aufzubauen.
Selbsttest für den Mittelstand
Test (pdf) drucken und offline ausfüllen.
Sie sie bereit für eine Karriere im Mittelstand? Prüfen Sie Ihre Eignung anhand unseres Selbsttests:
[ ] Ich bin mir bewusst, dass kein klassischer Karriereplan existiert und ich möglicherweise weniger verdienen werde als im Konzern.
[ ] Ich bin bereit, auch eine Zeit im Ausland zu arbeiten.
[ ] Ich kann mir gut vorstellen, fernab der deutschen Metropolen zu arbeiten.
[ ] Ich würde meine persönliche Karriere – zum Wohl des Unternehmens – hinten anstellen.
[ ] Ich kann mich gegenüber den Gesellschaftern loyal und integer verhalten – auch wenn ich deren Meinungen nicht teile.
[ ] Ich möchte mich langfristig an ein Unternehmen binden und damit identifizieren.
[ ] Ich bin im Stande die volle Verantwortung für meine Entscheidungen zu übernehmen.
[ ] Ich bin stark genug, um für meine gemachten Fehler einzugestehen und ertrage die Kritik – auch im engeren Kollegenkreis.
[ ] Ich kann mit der Verschwiegenheit des Mittelstands leben und darauf verzichten, mein Gesicht in allen Zeitungen zu sehen.
[ ] Ich bin mir bewusst, dass ich eine Führungsrolle anstrebe, die das Eigentum der Gesellschafter erhalten und vermehren soll.
Wenn Sie mehrheitlich ein Kreuz gemacht haben, sind Sie bereit für eine Karriere im Mittelstand.
Lars Hahn
Noch ein paar:
Unternehmerisches Denken und Handeln ist meins.
Ich kann für meine Interessen selbst einstehen.
Fachspezialistentum ist für mich unwichtig.
In diesem Sinne
mittel ständig grüßt
Lars Hahn
erfolg
@lars hahn: im letzten punkt kann ich nicht ganz zustimmen. gerade heute mit sehr vielen generalisten die alles (sehr viel) können, ist eine spezialisierung sehr wichtig…