12.00 Uhr
Überall Umstrukturierungen, Kurzarbeit, Kündigungen. So geht das nicht weiter! Habe deshalb beschlossen auch kürzer zu treten. Schon aus Solidarität. Starte persönliches Sparprogramm und fange mit dem Mittagessen an: statt Gänseleber an Rotwein-Walnuss-Jus heute nur Döner komplett in Brot. Kein Trinkgeld. Frau sagt am Telefon, das ließe sich steigern, dann würde ich endlich auch an Bauchumfang sparen. Frauen!
14.12 Uhr
Mache mit meinem Projekt unbeirrt weiter. Beschließe, nur noch nur noch jede vierte Mail zu öffnen. Finde zwei Manuskripte, eine dringende Rückfrage vom Chef zu meiner Spesenabrechnung und die Einladung für eine Togaparty auf Mykonos. Lösche die Manuskripte und leite dem Chef die Einladung weiter. Zeitersparnis: 99 Prozent. Bestelle online noch Sammelbüchsen für die prassenden Kollegen. Natürlich auf Firmenkosten. Sparen macht Spaß!
15.32 Uhr
Kollegin kam gerade rein und fragte, warum ich auf ihre Mails nicht mehr reagiere. Sage ihr, sie soll noch drei Mails schicken. Hrhrhr. Erkläre ihr dann aber doch mein Kostenrückführungskonzept. Sie findet mich stumpf und wirrköpfig. Ich ihre neue Frisur auch. Aber das sage ich ihr nicht. Spart Zeit und Ärger.
15.58 Uhr
Entwickle mich zunehmend zum Sparfuchs. Begegne Kollegin erneut, diesmal mit Charmeoffensive: Empfehle ihr, den Gürtel künftig ruhig auch mal enger zu schnallen, sähe übrigens auch besser aus. Verweise noch auf hungernde Kinder in Afrika. Kollegin ist von Vorschlag elektrisiert und will sofort den Chef einbeziehen.
16.19 Uhr
Will es jetzt wissen: Versuche Tackernadeln und Büroklammern einzuschmelzen. Der Kupferkurs steht gerade günstig. Leider Schreibtisch versaut und Finger verbrannt. Bleibe trotzdem optimistisch: Mache jetzt alles mit links – tippen, kaffeekochen, popeln, händeschütteln. Händewaschen fällt allerdings aus. Dafür Wasser gespart. Erzähle den anderen Kollegen davon. Keiner will gratulieren.
16.27 Uhr
Imaginiere schon einen gewaltigen Bonus. Beschließe, nun auch Strom zu sparen. Fahre den Rechner runter und schalte das Telefon aus. Der Mistknochen hat sowieso ständig gebimmelt. Vermutlich PR-Agenturen. Kann so nicht arbeiten! Mein Chef ist stolz auf mich und will bei der Aktion mitmachen: Er knipst das Licht in meinem Büro aus und bringt mich persönlich bis zur Tür. Wir sparen weitere Worte. Die Chemie zwischen uns stimmt.
18.01 Uhr
Bin so richtig im Flow. Auf der Tour nach Hause verzichte ich auf zeitraubendes Fahrtrichtungsanzeigen. Trotz Verkehrschaos hinter mir navigiere ich auf schnellstem Weg durch die Stadt. Freue mich über reduzierte Transpiration und Tankkosten. Komme jetzt richtig in Fahrt und schalte noch Abblendlicht aus. Ehrenmitgliedschaft bei den Grünen praktisch besiegelt.
18.51 Uhr
Ahne den ganz großen Durchbruch. Erzähle Frau von weiteren Plänen, künftig auf aufwendige wie kostspielige Usancen zu verzichten: Ostern, Zähneputzen, Hochzeitstag. Stattdessen nur noch Feiertag, Fernsehen, F… so was. Verkürze zudem drastisch meine Kommunikation auf: Hunger. Durst. Fernsteuerung. Frau sekundiert: Geizkragen. Vollidiot. Raus!
22.44 Uhr
Spare mir die Bettsuche und verbringe die Nacht im Auto. Gefühl, morgen beginnt der erste Tag vom Rest meines sparsamen Lebens. Schenke mir jeden weiteren Kommentar.
DISCLAIMER
Dieser Artikel ist Satire und basiert weder auf Tatsachen, noch ist er autobiografischer Natur. Wenn Sie wissen wollen, was ich täglich so mache oder lese, dann folgen Sie mir besser bei Twitter.
sevenjobs
Blöd nur, wenn aus der Satire Ernst wird und das Sparen lebensnotwendig wird. Wir versuchen gerade das Beste aus unserem Geld herauszuholen und optimizen wo wir nur können. Damit die Satire Satire bleibt!
Florian
Keiner will gratulieren? Warum nur?
Danke für den Lacher zwischendurch.