Ein Gastbeitrag von Oliver Wegner, Unternehmer
Wer Spaß hat an dem was er macht,
muss nie wieder arbeiten.
Wie ich arbeite…
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…ab jetzt wann, wo, was und vor allem mit wem ich will!
Sollten wir das nicht alle tun? Haben wir nicht alle die Möglichkeit und vor allem das Recht darauf? Na klar! In Deutschland herrscht schließlich freie Arbeitsplatzwahl. Dass das gar nicht so leicht zu erreichen ist, habe ich selbst erfahren müssen. Mein Arbeitsweg dahin hat 15 Jahre gedauert. Vor gut zwei Jahren kam der Auslöser und dann wurde alles anders.
Dienstag, 29. Juli 2008: Ich sitze in Hofheim im Homeoffice. Als Leiter Vertrieb stehe ich vor einem Berg von Aufgaben, der dringend abgearbeitet werden muss:. 23 unbeantwortete E-Mails, sieben Anrufe auf der Mailbox warten auf eine Antwort, Mitarbeiter fordern Genehmigungen ein und das Management erwartet noch einen aktuellen Forecastbericht. Gezeichnet von monatelangen Sechs-Tage-Wochen mit knapp 70 Stunden Arbeit, unregelmäßigem Essen, wenig Sport und 12 Kilo Übergewicht stehe ich kurz vor meinem Urlaub. Und ich stelle das erste Mal fest, dass mir alles egal ist. Zeit, Druck und Kundenanfragen tangieren mich überhaupt nicht, Gleichgültigkeit macht sich breit. Burnout mit Ende 20? Das ist ein erschreckendes Gefühl. Die Ampel scheint plötzlich direkt von hellgrün auf dunkelrot gesprungen zu sein. Ich sitze nicht am Steuer. Ich werde gefahren oder besser geschoben … Dann die Entscheidung: Ab in den Urlaub, ohne Blackberry, Handy, ohne E-Mails, einfach nicht erreichbar sein, runter kommen und nachdenken, auf was es wirklich ankommt. Nach dem Urlaub: alles hinterfragt, Entscheidungen getroffen und Schritt für Schritt umgesetzt – bis heute!
Februar 2010: Nach 15 Jahren im Angestelltenverhältnis habe ich mich komplett selbständig gemacht. Kritiker aus meinem Umfeld reagierten direkt mit den Worten: „Herzlichen Glückwünsch, Du möchtest jetzt also selbst und ständig arbeiten?“ Hier musste ich meine Aussage etwas präzisieren und antwortete: „Nein, ich mache mich nicht selbstständig, sondern ich habe mich entschieden, Unternehmer zu werden. Das heißt, ich arbeite auch ein Großteil meiner Zeit am Unternehmen und nicht nur im Unternehmen.“ Und das ist eine Arbeits-Einstellung, die meines Erachtens nicht nur auf Unternehmer zutrifft, sondern ähnlich im Angestelltenverhältnis umsetzbar ist. Denn wer am Unternehmen oder an seinem Arbeitsplatz arbeitet, der macht sich aktiv Gedanken darüber, wie er sein berufliches Umfeld optimieren kann.
Das Ergebnis für mich war: 110 Prozent Prozent Spaß an der Arbeit und die höchste Wertschöpfung denn je.
Die folgenden sieben Erfolgsprinzipien machen das möglich:
1. Der 6 Uhr Club – besser kann ein Tag nicht starten
Das mit dem frühen Vogel und dem Wurm ist ja eine bekannte Geschichte. Am 15. August 2009 gründeten Thomas, ein sehr guter Freund von mir, und ich aus diesem Grunde auf Mallorca den 6 Uhr Club. Was das ist? Wir laufen jeden Werktag um 6 Uhr mindestens 30 Minuten und tauschen uns während dieser Zeit über Geschäftsthemen aus: Was sind die Erfolge vom Vortag? Wo gab und gibt es neue persönliche Lernaufgaben? Wie wir unsere Beratungsleistungen weiter verbessern können. Hier kommt es rein auf Disziplin und die Einstellung an: Minus 10 Grad, Schnee, Dauerregen, Sonnenaufgang, plus 15 Grad – egal, denn der 6 Uhr Club lebt! Das ist das Erste, was Thomas und ich uns jeden Morgen sagen. Als Vielarbeiter ist jeder doch potenziell gefährdet, sein Gefährt – sprich seinen eigenen Körper – zu vernachlässigen. Ergänzt wird mein Programm um 20 Minuten Work-Out und ein tägliches mentales Training. Im Mentaltraining geht es darum, jeden Morgen mindestens zwei positive Glaubenssätze zu fassen und zu verstärken. Das mache ich bereits viele Jahre. So erreiche ich, dass jeder Tag für mich ausgezeichnet startet und ich ganz verstärkt nur auf Menschen treffe, die inspirierend und positiv sind.
2. Zurück zu einer Esskultur
Von August 2008 bis Mitte 2009 habe ich zwölf Kilo Körpergewicht abgenommen. Jetzt passt das Gewicht auch wieder zur Körpergröße. Das Ergebnis war erreichbar durch einen Gesundheitscheck und durch die Begleitung einer Personal Trainerin. Wichtig war mir dabei, zukunftsweisend zu arbeiten. Das heißt, es ging überhaupt nicht darum, das Gewicht von heute auf morgen zu reduzieren, sondern die Ernährung umzustellen. Ich musste dringend eine Esskultur etablieren. Mir Zeit nehmen für mindestens drei Mahlzeiten und Zwischenmahlzeiten am Tag. Zudem musste ich eine Lösung für Homeoffice- und Einsatztage beim Kunden finden. Im Nachhinein stelle ich fest: Es war alles möglich und leicht umzusetzen. Zu wenig Essen, zu spät Essen, satt Essen sind Themen von gestern. Das Ergebnis: bessere Konzentrationsfähigkeit, mehr Wohlbefinden und damit eine entscheidende Grundlage für eine Verlängerung der eigenen Spielzeit – über die Regelzeit (durchschnittliche Lebenserwartung von Menschen in Zentraleuropa) hinaus.
3. Gearbeitet wird nur im guten Zustand
Seit Jahren fahre ich einen klassische Acht-Stunden-Tag – also von acht Uhr morgens bis acht Uhr abends. Die Tatorte wechseln dabei: Büro, Autobahn, Kunde und zurück. In der Vergangenheit habe ich eine Pause um die Mittagszeit gemacht, wenn es der Alltag zugelassen hat. Meine Disziplin hat mich dabei auch in energetischen Tiefphasen am Arbeiten gehalten. Damit habe ich jetzt endlich aufgehört. Sobald meine Energie runter geht, mache ich eine Pause. Öfters lege ich mich sogar 30 bis 60 Minuten zum Schlafen hin. Dadurch haben sich meine Kreativität und Schaffenskraft dramatisch erhöht. Es bringt gar nichts, mit halber Energie zu fahren. Auch alle meine Kunden haben einen Anspruch auf 100 Prozent meiner Energie. Zumindest bin ich dieser Meinung. Das Interessante ist: Ausgeruht bin ich drei bis vier Mal so schnell in der Erledigung meiner Aufgaben und danach immer noch fit. Zudem habe ich festgestellt, dass auch regelmäßige Zustandswechsel – Arbeiten an unterschiedlichen Orten (im Büro, im Besprechungsraum, im Eiskaffee) und in unterschiedlichen Haltungen (im Sitzen oder Stehen) – viel Kraft mobilisieren.
4. Den eigenen Weg entschlossen gehen
Viele Jahre war ich sehr zahlenorientiert. Lob und Anerkennung in Euro und ich bin gefolgt. Kein Wunder, dass ich mein Jahreseinkommen schon innerhalb der ersten sieben Berufsjahre verzehnfacht hat – und das im Angestelltenverhältnis. Nach zwölf Berufsjahren habe ich mir dann das erste Mal die Sinnfrage gestellt. Mit damals 28 Jahren fragte ich mich: Ist das alles? Immer wieder Ziele setzen, so wie ich es gelernt habe, im Hamsterrad laufen und erreichen. Nein! Das war mit Abstand eine der größten Lernerfahrungen, die ich hier gerne weitergeben möchte. Es geht mir nicht darum, Millionen zu verdienen, irgendwelchen vorgelebten Egozielen nachzugehen, sondern darum, etwas Erfüllendes zu tun. Was heißt das? Ich arbeite heute an den Dingen, die ich richtig gut kann und zwar deutlich besser als Andere. Zwingende Voraussetzung für mich ist auch, dass es Spaß macht. Gott sei Dank sind es meistens auch die Dinge, die ich richtig gut kann. In dieser Kombination arbeite ich heute mit Leichtigkeit und spüre dabei, dass es einen Sinn macht. Für alle Aufgaben, die ich nicht gut kann respektive ich von Haus aus nicht geeignet bin, hole ich mir Unterstützung ins Boot. Genau nach diesem Vorgehen habe ich beispielsweise auch meine sehr geschätzte Assistentin ausgewählt. Das ist Synergie pur!
5. Lebenslanges Lernen
Ich würde mich als durchschnittlich intelligent bezeichnen, interessiert und fleißig. Geld sparen, halte ich grundsätzlich für eine gute Idee, Geld investieren aber noch für viel besser. In 15 Jahren habe ich gut 250 Bücher zu den Themen Verkauf, Management, gesundes Leben und Motivation gelesen, 30 Seminare besucht und zwei Verkaufstrainerausbildungen gemacht. Damit komme ich insgesamt auf rund 200 eigene Weiterbildungstage. Das ersetzt zwar nicht mein ausgelassenes Abitur, das Studium, diverse Praktika und ein Auslandssemester – begeistert mich aber in diesem Kontext umso mehr. Warum das? Neben der Fachausbildung geht es viel mehr um die Persönlichkeit und das Verhalten. Das habe ich jahrelang studiert und dadurch beispielsweise im Alter von 20 Jahren schon mit Bankvorständen über den Kauf von Kreditsachbereitungssoftware verhandelt. Nur ein Beispiel: Wie hoch ist die Verzinsung, wenn Sie 5000 Euro am Jahresende auf die Bank bringen? 1,5 Prozent, 2 Prozent, vielleicht 5 Prozent? Ich investierte am Anfang rund 1000 Euro und heute zwischen 5000 und 10.000 Euro pro Jahr in meine persönliche Entwicklung mit einer gigantischen Verzinsung. Arbeiten heißt für mich vor allem lebenslanges Lernen. Denn selbst heute stoße ich immer wieder auf Situationen, wo Kunden etwas fordern oder mich anspornen, etwas zu tun, was ich zum Teil noch nie vorher gemacht habe. Wenn ich grundsätzlich fähig dazu bin, ist das persönliche Weiterentwicklung pur und macht Spaß.
6. Wertschöpfung erhöhen
Ein Punkt, der mich über mein gesamtes Arbeitsleben begleitet, ist die Verwaltung von Aufgaben, Terminen, Kundendaten. Hier habe ich schon mindestens zehn verschiedenen Systemen, darunter Outlook, Zettel am Bildschirm, Listen zum Wegstreichen, Karteikarten und diversen CRM-Programmen gearbeitet. Basierend auf dieser Erfahrung arbeite ich heute nach zwei Grundsätzen, die mir enorm helfen:
- Jede Information (auch E-Mails) wird maximal zwei Mal angefasst und ist dann bearbeitet.
- Jede Information wird elektronisch und nur ein Mal im Lebenszyklus erfasst. Meine Prozesse laufen zudem zu 95 Prozent auf Apple und sind komplett von iPhone, über MacBookPro, MobileMe und CRM integriert.
Und was meine Organisation angeht? Alles klar geregelt: Für Routinetätigkeiten gibt es beschriebene Prozesse (nur so viel wie nötig) und Kennzahlen, die mir zeigen, wo ich aktuell stehe. Daraus lassen sich sehr schnell Maßnahmen zur Verstärkung oder gar Gegenmaßnahmen einleiten.
7. Netzwerke verstehen und nutzen
Muss und kann ich überhaupt alles wissen? Alles Können zu wollen, habe ich ja weiter vorne schon ausgeschlossen. Meines Erachtens müssen erfolgreiche Geschäftsleute heute verstehen, wie Netzwerke funktionieren. Diese verhalten sich (und das wiederum scheinen die meisten nicht zu wissen) wie ein Beziehungskonto. Dort kann ich einzahlen oder abheben. Abheben, sprich aus dem Netzwerk rausnehmen, kann ich natürlich nur, wenn ich auch mal eingezahlt habe. Viele Themen, die nicht zu meinen Kerngeschäft zählen wie beispielsweise Markeing und IT beziehe ich auch meinem Netzwerk. Meine Erfahrung: Projekte lassen sich in einem funktionierenden Netzwerk sogar schneller und besser starten. Jeder konzentriert sich auf seine Stärken (also da wo er mit Leichtigkeit agiert) im Sinne eines gemeinsamen Ziels und ohne großen Kapitalaufwand. Ich selbst pflege jährlich an die 700 persönlichen Kontakte. Mein Zeitaufwand dafür? Im Durchschnitt nicht mehr als zehn Minuten pro Kontakt im Jahr.
Prinzipien und Erfolgsfaktoren gibt es natürlich viele. Es kommt nie auf die Menge an. Ich frage Sie deshalb: Welche Erfolgsprinzipien kennen Sie – und welche leben Sie?
Es sehe immer wieder, dass Menschen locker 100 Erfolgsprinzipien kennen, aber die Umsetzung nie erfolgt. Warten Sie nicht und fangen Sie an zu leben! Und falls Sie schon mittendrin sind: Machen Sie weiter und bringen Sie mehr Leichtigkeit in bestehende Prinzipien. Denn Leichtigkeit bringt Sie zur Spitzenleistung!
Über den Autor
Oliver Wegner entschied sich, die Schule im Alter von 15 Jahren zu verlassen und gründete parallel zu seiner kaufmännischen Ausbildung sein erstes Unternehmen. Dabei baute er Internet-Plattformen zum weltweiten Vertrieb von Mercedes Unimog, Computerspielen und zum Verkauf von Brillengestellen und Hundefutter auf. Das Übernahmeangebot nach der Ausbildung schlug er aus, um nach Frankfurt in den Softwarevertrieb zu gehen. In den letzten 15 Jahren verhalf er deutschen und amerikanischen Software-, Beratungs- und Handelshäusern, das Neukundengeschäft im Direktvertrieb aufzubauen.

Thomas Witt
Inspirierender Artikel! Ich bin der zweite Mann aus dem 6 Uhr Club und kann bestätigen, dass Oliver wirklich so arbeitet und so organisiert ist. Vor ca. 8 Jahren lernte ich Oliver Wegner als jüngsten Teilnehmer an einem Dale Carnegie Präsentationstraining kennen. Seit dem haben wir mal in engerem, mal in weiterem Kontakt uns über Erfolg und Organisation ausgetauscht. Seit der Erfindung des 6 Uhr Clubs reißen wir zusammen und jeder für sich Bäume aus!
Sergei
Hallo durchaus interessanter Artikel mit guten Ansätzen. Was mich brennend interessieren würde, wie man es schafft durchschnittlich 10 Minuten im Jahr pro Kontakt aufzuwenden um sein Netzwerk intakt zu halten. Mit einer “Karte” zum Geburtstag/Weihnachten ist es doch nicht getan oder?
Vielen Dank im Voraus,
Sergei
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Siglinde Gerstner
War für mich ein Genuss, diesen Artikel zu lesen. Er gefiel mir am besten von allen Gastbeiträgen. Der Autor verinnerlicht das Wichtigste im Leben: “In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist”.
Eine Wertschöpfung für eigene Ziele kann man NUR erreichen, wenn man sich auf seine Kernkompetenzen konzentriert und diese mit Begeisterungsfähigkeit und Disziplin umsetzt.
Wichtig in unserer heutigen Informationsgesellschaft ist es, wesentliches von unwesentlichem zu unterscheiden. Das gelingt nur, wenn man Medien im Internet für seine persönlichen Belange sinnvoll einsetzt und die “Zeitkiller” sukzessive eliminiert.
Persönliche Begegnungen schaffen Freude am Dasein und bereichern darüberhinaus die berufliche und soziale Kompetenz.
Danke für den Artikel!