Die Geschichte des Weltfrauentags ist eine Geschichte voller Verve und Verluste. Das Datum selbst geht auf den 8. März 1908 zurück. Damals forderten amerikanische Arbeiterinnen der Social Democratic Women’s Society die Einführung des Frauenwahlrechts. Im gleichen Amtemzug wird irrtümlicherweise auch die Feuerkatastrophe vom 25. März 1911 erwähnt. Die Inhaber der an diesem Tag bestreikten Textilfabrik Cotton in New York, beendeten den Streik auf brutale Weise und schlossen die Frauen in der Fabrikhalle ein. Als auf bis dato ungeklärte Weise ein Feuer ausbrauch, starben vermutlich 146 Aufständische qualvoll in den Flammen. Für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen.

Der erste internationale Frauentag fand dann jedoch an einem anderen Datum statt. Am 19. März 1911, initiiert durch Clara Zetkin. Das Datum sollte für einen revolutionären Anstrich sorgen, denn am Tag zuvor, dem 18. März war traditioneller Gedenktag für die Gefallenen in Berlin – während der Revolution von 1848.

Die Festlegung des Weltfrauentages auf das heutige Datum erfolgte erst im Jahr 1921. Wieder gaben unzufriedene Textilarbeiterinnen den Auslöser. Dieses Mal in Petersburg, dort fanden anlässlich des Frauentages am 8. März 1917 Streiks und Kämpfe statt, die schließlich zur Februarrevolution führten (Nach dem russischen Kalender fiel der Tag dort auf den 23. Februar 1921).

Während des Dritten Reiches wurde der Frauentag schließlich ganz verboten und durch den heutigen Muttertag ersetzt. Für die Nazis war die Rolle der Frau als Aufständische und Kämpferin unvorstellbar, schließlich sollte sie ihre Rolle als Ehefrau und vor allem Mutter einnehmen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in der DDR bereits wieder der Weltfrauentag gefeiert, während es in der Bundesrepublik erst eine engagierte Frauenbewegung brauchte, um in den späten Sechzigerahren wieder an die Rechte der Frauen zu denken.

Wo sind diese starken, aufständischen Frauen heute?

Eine aktuelle Studie von Accenture belegt aktuell, dass Frauen im Job weitaus belastbarer sind als ihre männlichen Kollegen. Und diese Fähigkeit ist für zwei Drittel der über 500 befragten Führungskräfte heute ein wichtiges Kriterium dafür, wen sie künftig im Unternehmen halten wollen.

Das könnte Mut machen, wenn es da nicht noch die andere Wahrheit gäbe: Denn trotz diverser Kämpfe verdienen Frauen noch immer wesentlich weniger, als Männer in vergleichbaren Positionen. Dies geht aus einer aktuellen Studie des Statistische Bundesamtes hervor. Im europaweiten Durschschnitt erhalten Männer hierzulande 18 Prozent mehr Bruttolohhn als ihre Kolleginnen. Mit diesem Ergebnis bewegt sich Deutschland neben Estland oder Österreich am unteren Ende der Gleichstellungsskala.

Die Motivation die belastbareren Frauen im Unternehmen zu halten, könnte daher auch eine rein pragmatische sein: Sie leisten mehr und kosten weniger. Vielleicht wird es bald wieder Zeit für einen Streik.