Ein Interview mit der LesMads-Chefbloggerin Katja Schweitzberger

Neueste Fashion-Trends und seriöses Büro-Outfit: Das kann durchaus ein Gegensatz sein. Der Anspruch unserer Knigge & Dresscode-Rubrik ist, beides unter einen modischen Hut zu bringen. Und Katja Schweitzberger kennt sich bestens mit High Fashion, Independent-Labels und kleinen Newcomer-Marken aus. Die bekennende Feinstrumpfhosen-Hasserin ist Chefbloggerin von LesMads, einem der bekanntesten deutschen Modeblogs. Gerade ist sie aus Los Angeles zurück und plädiert im Berufsleben für Bequemlichkeit sowie Mut zum persönlichen Stil.

Katja, was ist deiner Meinung nach der größte modische Fauxpas im Arbeitsleben?

Schlecht sitzende, minderwertige Berufskleidung! Man verbringt immerhin den ganzen Tag darin. Und für Mode bin ich nicht bereit zu leiden.

Aber nicht jeder kann sich nur perfekte Outfits leisten. Kann man mit einem durchschnittlichen Job überhaupt durchgängig modische Kleidung finanzieren?

Natürlich. Man kann selbst ähnliche Kombinationen immer wieder neu durch Accessoires aufpeppen. Es ist außerdem lohnenswert, sich wöchentlich oder monatlich Zeit zu nehmen, um seine Garderobe zu begutachten und neue Outfits zusammenzustellen. Da lässt sich viel Geld sparen, weil keine schönen und klassischen Kleidungsstücke in Vergessenheit geraten. Das Geld kann man dann wieder in gute Basics investieren.

Welcher dieser Basics sind denn im Moment angesagt?

Hochgeschlossene Blusen sind immer noch ein großes Thema. Die passen sowieso gut ins Geschäftsleben. Auch Pencil-Skirts sind ein Klassiker. Wer mutig ist, kann sie in Neonfarben tragen und trifft damit gerade sicher den Trend. Auch Mustermix lassen sich mit kleinen Motiven und in zurückhaltenden Tönen businesstauglich gestalten.

Mit welchen Accessoires würdest du diese Basics aufpeppen?

Mit einer Kette unter dem Kragen wirken die hochgeschlossenen Blusen besonders schick. Sogenannte Choker sind gerade sehr in Mode.

Was würdest du denn anziehen, wenn du morgen ein Vorstellungsgespräch hättest?

Für eine Stelle mit nicht allzu strengem Dresscode würde ich zu einer schmalen, schwarzen Bleistifthose, einer hochgeschlossenen, gemusterten Bluse und einem schlichten Blazer greifen. Dazu Stiefeletten und eine Clutch.

Findest du, dass es für Frauen förderlich ist, sich im Berufsleben modisch zu kleiden? Läuft frau damit nicht Gefahr, als Modepüppchen abgestempelt zu werden?

Jede hat einen eigenen Kleidungsstil. Mit dieser Kleiderwahl drückt man immer etwas aus. Das kann auch unbewusst geschehen. Zum Beispiel kann es signalisieren, dass man sich aus Mode gar nichts macht. Aber wenn man Spaß an Mode hat, warum sollte man das nicht auch am Arbeitsplatz zeigen? Es müssen ja nicht gerade der große Hut oder die Plateau-Heels sein. Nur weil irgendwer einen als Modepüppchen bezeichnen könnte, sollte man sich nicht verstecken.

Herren sind im Business oft gezwungen, Anzug zu tragen und dadurch ziemlich eingeschränkt. Welchen Tipp hast du für unsere männlichen Leser, die sich modebewusster geben wollen?

Gute und hochwertige Schuhe sind unglaublich wichtig. Das wird gerade von Männern oft unterschätzt. Bei der Wahl kann man auch den privaten Geschmack einbringen. Eine schmale Form ohne Schnickschnack aus hochwertigem Leder ist zeitlos. Bei einem sehr entspannten Dresscode sind zum Beispiel gerade die Prada Brogues mit Plateau-Absatz das angesagteste Modell.

Begrüßt du die Entwicklung, dass der Dresscode immer mehr casual wird?

Eigentlich bewundere ich die glamourösen Damen in schicken Hüten und Kostümen von früher. Wenn es zur Person und zum Look passt, kann man sich auch heute noch so anziehen. Wer am Casual Friday lieber im Anzug kommt, warum nicht?! Trotzdem begrüße ich diese Entwicklung generell. Je weniger Begrenzungen, desto besser. Ich selbst lehne beispielsweise Feinstrumpfhosen prinzipiell ab. Die sind absolut furchtbar!

Was ist dein persönliches Lieblingsthema im Bereich Mode? Und was ist deine Schwäche?

Ich finde es sehr spannend zu beobachten, wo Trends herkommen und nachzuvollziehen, wie sie sich über die Jahrzehnte entwickelt haben. Als Schwäche würden sicher viele meinen mangelnden Mut zum Experimentieren bei der eigenen Kleidung bezeichnen.