Plötzlich war sie weg die Seite von "Teamarbeit", dem bundesweiten Projekt, das für mehr Arbeit in Deutschland sorgen sollte. Am selben Tag, den 2.1.2007 erreichte mich ein Schreiben von Franz Müntefering, anscheinend eigenhändig und nur bei genauem Hingucken sichtbar digital unterschrieben. Er (bzw. seine PR-Agentur) bedankt sich ebenso herzlich wie wortreich für mein Engagement… und sagt auf einer Seite sonst – nichts. Inhaltsleer, aber mit vielen Worten verkauft. Inhaltsleer, aber mit vielen Worten an die Medien verkauft war auch das Projekt. Auch ich war ein Teamarbeit-Mitglied, eine von zahlreichen Experten, die gesammelt wurden wie Briefmarken.
Ich erinnere mich an 2004, da war ich auf dem Berliner Flughafen Schönefeld zur Teamarbeit-Party eingeladen. Da gab es gut zu essen und eine magersüchtige Sabrina Setlur, die "S-Klasse" und mittlerweile B-Prominanz, krächzte mit anderer B-Prominenz um die Wette. Was das ganze außer Geldausgeben sollte, habe ich nicht verstanden. Aber zu gutem Essen und netter Unterhaltung sagt auch ein Experte nicht "nein".
Und dann erinnere ich mich an … Moment, war es 2002? Da gab es im Hamburger Fischmarkt eine tolle Arbeitslose-aller-Coleur-vereinigt-euch-Veranstaltung, die sicher viel, viel Geld gekostet hat. Ich hatte dort einen Stand mit Beispielbewerbungen und Infomaterial – tausende Blätter, alles wurde mitgenommen. Resonanz auf meine Präsenz habe ich jedoch nie bekommen. Warum? Weil vorwiegend Schulklassen und andere Gäste da waren, die eher an Souvenirs interessiert waren, weniger Arbeitslose.
Ich bin gar nicht traurig, das Franz nun kein Geld mehr für Teamarbeit locker macht, Parties gibt es auch anderswo. Und habe sowieso immer schon vermutet, dass das Projekt kaum einen Arbeitslosen wieder in Lohn und Brot gebracht hat. Und eine Arbeitsloser wäre bei einer Ausgabe von 29 Millionen Euro für dieses Projekt sowieso viel zu wenig. Gut, dass die Geldschleuder dicht ist. Nur gibt es jetzt wieder neue Arbeitslose – die Mitarbeiter vom Teamarbeit-Projekt…
In den 90er Jahren war ich in einer Fortbildungsakademie für langzeitarbeitslose Ingenieure und Architekten beschäftigt, kurz vor der Einführung von Hartz4 wurde alles Seitens der Agentur für Arbeit finanziell)plattgemacht, seitdem höre ich nur noch von Pseudoaktionen angeblicher Förderung von Arbeitslosen, reine Imagepflege. Es ist der pure Hohn. Ich glaube nicht mehr, daß die Politik ernsthaft Arbeitslose fördert, daß hieße nämlich in echte Weiterqualifizierung investieren, und das ist kostenintensiv, das lohnt sich natürlich nicht, wenn eh nur ein “Billiglohnsektor geschaffen werden soll ?”