Eigentlich wollte ich nur das aktuelle Kinoprogramm der Zeise Kinos ansehen und gelangte über www.zeise-kino.de per Umleitung auf www.cleverapply.de. Nun, dass die Tricks der Suchmaschinen-Opimierer (SEO) schon so weit gehen, völlig fachfremde Seiten anzumieten, um dann auf ganz anderes Gebiet umzuleiten – das war mir bis heute neu. Neu war mir auch bisher dieser Service. Damit sollen Bewerber Online-Bewerbungen leichter erstellen und verschicken können. Es gibt fertige Layouts und Textbausteine – mindestens letzteres der Graus aller Karriereberater, der oft auch Schrecken in den Personalabteilungen verbreitet. Musterschreiben! Formatvorlagen! Das Ende jeder Individualität. Mich persönlich gruselt es ja schon, wenn ich die 1000ste Vorlage mit schwarzem, mittigen Strich im Hesse-/Schrader-Layout sehe. Und aus Gesprächen mit befreundeten Personalern, weiß ich, dass es nicht nur mir so geht. Über die Optik kann man sich ja noch streiten, aber vorgeschriebene Texte? Der Service von Cleverapply soll irgendwann rund 30 Euro kosten, aber Geld zu nehmen, traut man sich bisher offensichtlich noch nicht.
Erstaunlicherweise finden sich Partner wie meine verehrte ZEIT oder die KARRIERE des lieben Handelsblatts. Liegt es daran, dass der Urheber dieses zweifelhaften Angebots HIM Holtzbrinck VI GmbH ist, laut www.denic.de HIM Holtzbrinck 1e (was auch nicht vertrauenswürdiger klingt – Firmen mit Nummerierungen?) Alles gehört zum Holtzbrinck eLab, die wiederum zur Holtzbrinck-Verlagsgruppe zählen. Also ein Verlag und keine kleinen Fische – überraschend, dass Initiatoren mit soviel Geld im Hintergrund Rechtschreibfehler in ihrem Portal und in den Bewerbungs-Templates zulassen. Hier finden sich mehrere "mit freundlichen Grüßen," – das Komma ist im Deutschen an dieser Stelle bekanntlich falsch. Nicht unbedingt ein Qualitäts-Zeichen.
Svenja Hofert