Eins ist klar: Reich wird man als Sprachgenie eher selten. Dafür glücklich. Etwa wenn man die Kombination aus Sprachgefühl und technischen Verständnis nutzt, um sich daraus den gefragten Beruf des technischen Redakteurs zu "mixen". Hier ist die Nachfrage groß und die Gehälter ordentlich. Sehr viel weniger rosig sind die Berufsaussichten etwa für Übersetzer und Lektoren. Und machen wir uns nichts vor: Wer gar von so schöngeistigen Berufstätigkeiten wie dem Literaturübersetzen träumt, erlangt zwar Ruhm, aber höchstwahrscheinlich nie einen auch nur halbwegs befriedigenden Kontostand. Was für Menschen in diesen Jobs oft am Anfang auch nicht wichtig ist – später leider schon.
Der Traumberuf hat so seine Macken – und das weiß auch Ulrike Beyler. Die Autorin hat mit "Traumberufe mit Fremdsprachen" einen umfassenden und detaillierten Ratgeber geschrieben, der zudem ansprechend zu lesen ist. Sie erlaubt Insiderblicke in die Jobprofile und zeigt , wie Menschen arbeiten. Das gefällt mir besonders gut. Dazu beschönigt sie nichts: Dozenten verdienen nun mal manchmal nur 15 Euro und Übersetzer müssen sich um die wenigen schlechtbezahlten Aufträge balgen. Selbstständigkeit muss ein Ziel und Perspektive sein, wenn man sich für Studiengänge wie Übersetzungswissenschaft interessiert und nicht im Anschluss im Sekretariat landen möchte. Leider sagt einem das an den Unis und Fachhochschulen keiner. Besser, weil perspektivreicher, ist da die Fachübersetzung, das Konferenzdolmetschen oder auch, zurück zum Anfang, die technische Redaktion. Beyler, selbst ein Drei-Job-Wunder (Juristin, Übersetzerin, Personalerin), stellt auch exotische Jobbilder vor etwa den Terminologen oder den Senior Proof Reader bei Unternehmensberatungen. Und sie sagt Studierenden ganz deutlich, dass sie sich als Übersetzungswissenschaftler, Philologen und Kulturwirte besser schon sehr früh profilieren und einen eigenen Schwerpunkt im Lebenslauf setzen. Leider tun das nur sehr wenige. Für die, sowie für alle die in diesem Umfeld einen Beruf finden wollen, ist das Buch ein wunderbarer Tipp: spannenden Lektüre, Aufklärung und fundierte Information zugleich.
Svenja Hofert
Hallo Svenja. Was raten Sie einem erfahrenen technischen Manager (58), der mit dem Gedanken spielt, einen (relativ) sicheren und gutbezahlten, aber ungeliebten Job gegen die Tätigkeit als Technischer Redakteur einzutauschen ? Technischer Background, IT und Englisch sollten ok sein, das Handwerkliche (Nutzung von Spezialsoftware) ist ausbaufähig. Alternative oder Abenteuer ? Vielen Dank.
finde ich erst mal mutig und mutig ist positiv zu sehen. Vorher würde ich einen realistischen Abgleich machen – Anforderungen und was habe ich? Dann würde ich, im Sinne meines Slow-Grow-Prinzips ein Probeprojekt machen, bevor ich alles auf eine Karte setze. Ja, das ist Alternative UND Abenteuer. Wenn Sie wissen auf was Sie sich einlassen kann es ein Gewinn sein. LG Svenja Hofert