Wie göttlich ist Berufsfindung?

Aus meiner Sicht ist es kein Zufall, dass die Berufsfindung oft in einen „schönen“ Job leitet. Die traditionelle Jobfindung basiert auf unserer eigenen Wahrnehmung und dem, was wir kennen und was die Gesellschaft für uns bewertet hat. Das ist nichts anders wie bei den zehn beliebtesten Ausbildungsberufen, bei denen seit Jahrzehnten die gleichen auf den Listen stehen. Der Bestatter, der Hafenschiffer, Steinmetz und andere eher exotische, aber durchaus krisenfeste Jobs tauchen dort nicht auf, weil man sie entweder nicht kennt oder weil es keine „schönen“ Berufe für Menschen sind, deren Grundbedürfnis es ist, sich eine gewisse Stellung in der Gesellschaft zu schaffen. Es ist sehr oft nichts anderes als dieses Grundbedürfnis, das den Berufswunsch formt.

Auf die Idee, einen schönen Beruf auszuüben, kommen den Jobsuchenden mit und auch ohne Coach. „Ich war drei Wochen mit What color is your parachute? auf einer spanischen Insel und danach war mir klar, dass ich Schreiben wollte.“ „Schreiben“ lässt sich durch „Kultur“ oder „kreativ sein“ ersetzen oder durch „etwas mit Menschen machen“ – das sind dummerweise die Favoriten der meisten und leider nicht selten Haifischbecken mit Prekariatsgefahr.

Klar, auch ich denke, alles ist möglich, wenn man sich so richtig durchbeißt, selbstbewusst ist, schlauer als die anderen und sich super verkaufen kann. Aber wer ist so? Nur ein winzig kleiner Prozentsatz. Am Anfang des Berufslebens sind die meisten weder bissig noch selbstbewusst und können sich auch noch nicht so gut verkaufen. (…)

Es gibt keine göttliche Kraft in der Berufswahl, keinen vorgezeichneten Plan. Berufswahl setzt vielmehr eine eigene Entdeckungsreise voraus. Eine sichere Berufsentscheidung verlangt, dass man sich auch mal irrt, Fehler macht und Kurskorrekturen vornimmt. Denn: Wie sollen Sie etwas finden, das Sie noch gar nicht gesehen haben? Wie ein sicheres Gefühl anhand theoretischer Beschreibungen und immer irgendwie manipulativer Erzählungen entwickeln?
(…)

nur ein kleiner Textausschnitt aus: "Karrieremacherbuch"


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