Heute kam eine anonyme Frage in meinem Xing-Forum an, die ich hier noch mal anders aufgreifen und kommentieren möchte. Es ist eine der häufigsten Fragen zur Karriere überhaupt. Ein junger Consultant wollte wissen, ob große Namen im Lebenslauf wichtig seien. Seine Kollegen agrumentierten, es sei schlecht, wenn er – wie jetzt – bei einer kleinen, unbekannten Consultingfirma arbeitete. Eine Firma, der es nicht mal wichtig war, ob er einen Bachelor oder Master hatte! Die Arbeit aber machte ihm Spaß.
Sollte er also die Firma wechseln, um einen besseren Namen im Lebenslauf zu haben? Nein. Auch wenn Status – und dieses Denken und Argumentieren hat ganz viel mit Status zu tun – sicher wichtig ist. Machen wir uns nichts vor: Für viele Menschen ist das namhafte Unternehmen, die schicke Uhr und das tolle Auto ein Antrieb, für manche sogar DER Antrieb schlechthin. Wer diesen Antrieb selbst hat, beurteilt auch andere Menschen leicht danach. Ein Porsche-Fahrer, der das Auto aus Statusgründen fährt (und nicht etwa oder nur aus Freude am Schnellfahren) geht automatisch davon aus, dass auch andere Menschen dieses Auto toll finden. Was für mich als überzeugte-Saab-Fahrerin beispielsweise nicht gilt.
Zurück zum Lebenslauf. Da ist es genauso. Es kann sein, dass ein Personaler positiver auf große Namen reagiert, wobei er mal eine größere Saab- (mein Händler offenbarte mir einmal den Glaubenssatz vieler Saab-Fahrern: "Ich unterscheide mich von anderen, mag das Individuelle und protze nicht") und mal eine größere Porsche-Affinität (vermutetet Glaubenssatz: "dieses Auto zeigt, dass ich ein rechter Kerl bin und Kohle habe") haben könnte. Auch möglich, dass ihn Status generell null interessiert. Da gibt es genug Menschen, bei denen das so ist. Ja, gerade der Personalbereich in den unteren Etagen zieht oft weniger statusorientierte Menschen an. Es kann also sein, dass dem Personaler der große Name an sich völlig wurscht ist. Und mal das ganze Statusbedürfnis beiseite geschoben: Auf einer normalen Fachkräfteebene wird ein Bewerber sicher nicht nur deshalb eingestellt, weil er – z.B. bei BMW – gearbeitet hat. Es sind die Spezial-, Methoden- und Prozesskenntnisse, die wirklich wichtig sind. Und die Prozesse bei BMW und VW ähneln sich – das ist der Grund aus dem ein BMW-Bewerber bei VW bessere Chancen hätte als der Bewerber aus einer unbekannten Consultingfirma.
Zurück zur Ausgangsfrage "brauche ich große Namen im Lebenslauf?" Der Faktor, dass ein Mensch auch ohne Markennamen in seienm CV Spaß an der Arbeit hat, ist sicher der Entscheidende. Status und der Wunsch, große Namen im CV zu haben, sind ein wesentlicher Antrieb bei der Jobsuche jüngerer Menschen. Später, meist schon mit der ersten Berufserfahrung, wird das bei vielen immer unwichtiger. Man verschiebt Status auf das Auto vor der Tür, wenn sowas überhaupt eine Rolle spielt. Berufseinsteiger merken schnell, dass Zufriedenheit im Job mit anderen Dingen zu tun hat: mit der Aufgabe, den Möglichkeiten, den Herausforderungen, der Schwierigkeit (oder Leichtigkeit) von Aufgaben, mit Entwicklungen, Veränderungen, (befriedigter) Neugierde… und auch mit den Menschen um einen herum. Da ist es vielfach völlig egal, wie die Firma heißt und wie groß sie ist.
Große Namen können unter Umständen auch negative Auswirkungen haben. Manche Firmen sind unbeliebte Arbeitgeber oder auch dafür bekannt, was alles bei Ihnen schief geht.
Wenn dann ein solcher Name auf dem CV erscheint und identifiziert wird, wirkt sich das sicherlich nicht gut aus.
Dann ist es doch besser in einer unbekannten Firma zu arbeiten und unvoreingenommen beurteilt zu werden.
Wie in dem Eintrag auch schon steht: Am Ende zählt die Person und ihre Leistung.