Wenn andere uns mit gutem Gewissen und voller Überzeugung empfehlen, läuft´s im Beruf. Empfehlungsmarketing, das wissen sowohl Selbstständige und Unternehmer als auch Angestellte, ist die Wurzel des Erfolgs. Die Ursache ist es nicht – diese liegt vielmehr in harter Arbeit und guten Netzwerken begründet. Wer einfach „nur“ gut ist, wird nicht wahrgenommen. Wer nur Netzwerke hat, wird vielleicht anfangs empfohlen, beim Herumsprechen schlechter Leistung jedoch nicht mehr. So spielen beide Faktoren letztendlich zusammen.
Dieser Zusammenhang ist so leider längst nicht bei jedem angekommen. Eine Leserin meines Karrieremacherbuchs etwa erwartete – per E-Mail formuliert -, dass ich sie mit ins Coaching nähme, um so von den Erfolgreichen zu lernen. Sie sagte, ich würde in meinen Büchern ja dazu auffordern mutig zu sein und nun sei sie es. Dazu gratulierte ich, lehnte aber trotzdem ab. Die Frage kam einfach viel zu früh. Denn: Bevor Sie etwas fordern, müssen Sie sich bei demjenigen, von dem Sie etwas wollen, positiv verankert haben. Außerdem ist eine Bitte außer beim Inkasso eigentlich immer angebrachter als eine Forderung…
Gestern bekam ich eine Anfrage über Xing. Ob ich ein Seminarangebot über meinen sicher großen Verteiler schicken könnte und die Veranstaltung somit empfehlen könne. Ich kannte die fragende Trainerin nicht, sie gehört nicht zu meinem Netzwerk. Natürlich habe ich abgelehnt. Warum soll ich etwas empfehlen, das ich selbst nicht kenne und gar nicht beurteilen kann? Mein Prinzip, dem auch die meisten meiner Kollegen folgen: Ich empfehle entweder, was ich selbst kenne und schätze oder was andere aus meinem Netzwerk empfehlen.
Ich schrieb der Dame ein paar Zeilen. Sie antwortete erbost: Das passiere ihr immer. Sie hätte nun mal kein großes Netzwerk, aber sie wäre Mitglied in dem Verband XY, der nur Personen zulasse, die sich einer Prüfung unterzögen. Sie wäre richtig gut, blödes Pech, dass sie zu wenige Kontakte hätte.
Es mögen viele unentdeckte Talente unter jenen stecken, die nicht aktiv von anderen empfohlen werden. Wenn sie es aber nicht schaffen, Empfehlungen auszulösen, wird die Selbstständigkeit mit ziemlicher Sicherheit scheitern. Dahinter steckt schließlich oft auch eine falsche Erwartungshaltung: Alles soll schnell und sofort gehen, die Unternehmung muss sich schnell rentieren. Instant-Erfolg sozusagen. Wer glaubt, dass es den außerhalb von Castingshows gibt, unterliegt einer völlig falschen Annahme. Wer sich einen Namen machen will, braucht dabei Zeit, oft viele Jahre. Erfolg ist selten ein Geschenk und meist harte Arbeit.
Gut sein und (!) net(z)werken!
Genau!
In meiner Weiterbildungs- und Karriereberatung sind überwiegend Menschen, die gute fachliche Arbeit geleistet haben und in ihrem Beruf methodisch kompetent sind. Und trotzdem tun sich viele bei der Jobsuche schwer. Die Forderung: “Herr Hahn, jetzt machen Sie mal” ist dann schnell formuliert.
Erstmal: Machen könnte ich nur dann, wenn ich jemanden gut kenne und wenn ich sicher sein kann, dass dieser Mensch woanders auch gut ankommt.
Zweitens: Machen will ich nur, wenn ich beim anderen auch Bereitschaft erlebe, aktiv zum Gewinn aller beizutragen (der Begriff Win-Win ist leider schon zu verbraucht).
Drittens: Aktive Menschen, die net(z)werken erleben dann auch, dass sie Unterstützung erhalten, nur oft von einer Seite, wo sie es gar nicht vermutet hatten.
Merke: Net(z)werken zahlt sich oft erst zeitversetzt aus. Es bedarf daher Geduld und Zähigkeit. Nettsein ist dabei durchaus von Vorteil.
In diesem Sinne
mit netten Grüßen
Lars Hahn
Genau, lieber Lars Hahn, es zahlt sich sehr zeitverzögert aus. Das passt in keinen Business Plan, denn hier geht es eben nicht um Monate. Und das mit dem Nettsein hat tatsächlich meist entscheidende Vorteile
herzliche Grüße Svenja Hofert
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