Ich will besser sein als Sie!

Neulich schickte mir eine Kundin eine schriftlich ausgearbeitete Beschreibung ihres Idealbildes: Sie wollte noch besser sein als eine bestimmte bekannte Trainerin, sich noch schicker kleiden als eine gewisse Fernsehkommissarin, ein Buch schreiben und mehr davon verkaufen als ich.

Besser als…? Ist das gut, wenn sich jemand so an anderen orientiert? Die meisten würden wohl sagen: nein! Wenn Sie es überhaupt zugeben. Ich sage: Mit einer Kombination aus Vorbildern und Kampfgeist zu arbeiten kann sehr hilfreich sein, vor allem bei Menschen mit hoher Rache/Kampf im Reiss-Profil. Falls zusätzlich eine Menschenorientierung da ist,  wetteifern Kämpfer gern mit anderen – um deren Status zu erreichen, deren Wissenstand oder auch Beliebtheit.  

Viele Sportler haben nur deshalb Rekorde aufgestellt, weil sie die Leistung eines Konkurrenten toppen wollten. Und diejenigen, die nicht nur den Konkurrenten sondern gleich ein bestimmtes Idol einholen möchten, bringen es bei entsprechenden Voraussetzungen meist besonders weit. Zugegeben wird das aber selten. Man hängt sich lieber still an die Erfolgreichen und leugnet den eigenen Kampfgeist. Ist ja irgendwie peinlich… Nein, ist es nicht, sofern man mit Selbstironie daran geht und nicht verbissen.

Es gibt verschiedenen Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. Über Ziele und Visionen ist schon viel geschrieben worden. Über die Kraft des „Ich will besser sein als…!“ weniger. Dabei ist diese Kraft einer der stärksten Leistungsimpulse überhaupt. Ein Satz wie „wenn der es geschafft hat, dann schaffe ich es auch“ kann einen durch die schwierige Phase der Jobsuche, durch eine Promotion und auch die Unternehmensgründung treiben.  Da ergeben sich die Ziele und Visionen fast von selbst.

Allerdings sollte das „ich will besser sein als…“ besser nicht in blindes Abkupfern abrutschen. Etwas irritiert stellte ich neulich fest, dass jemand das Konzept meiner Website mehr oder weniger 1:1 übernommen hatte.  Ich freue mich über jede gute neue Idee, auch wenn sie aus dem Vergleich geboren ist. Aber Vergleichen heißt eben nicht: Nachmachen. Me-too ist immer die schwächste aller Strategien, das wissen wir doch aus dem Marketing.


Ein Kommentart zu “Ich will besser sein als Sie!

  1. Der Ansporn “Ich will besser sein als XY” ist grundsätzlich in Ordnung. Nur so entsteht kreativer Wettbewerb und die Motivation, selbst weiterzukommen.

    Allerdings agieren viele Menschen, die diesen Satz im Kopf haben, aus einer Mangel-Philosophie heraus. Der Satz müsste dann eigentlich heißen: “Ich kann nur dann besser sein als XY, wenn es XY dabei automatisch schlechter geht.” So als ob Erfolg oder Glück eine Art endlicher Kuchen wäre, den man verteilt, und irgendwann ist er weg. Dem ist eben nicht so. Eine entkrampfte, produktive Haltung zum Erfolg – gerade in der Karriere – drückt sich in einem “Leben und leben lassen aus”. Oder wie der Schriftsteller Giovannino Guareschi es ausdrückte: “Jeder für sich und Gott für alle!”

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