Mein Social Media Experiment Teil 4: Tschüss Xing

Letzte Woche teilte ich es Xing mit, die für die Beantwortung meiner Mail unglaubliche vier Tage Antwortzeit brauchten. Heute habe ich es dann meinen Mitmoderatoren geschrieben: Ich werde meine Gruppe bei Xing aufgeben. Schon lange koche ich auf winzig kleiner Flamme. Keine Lust mehr, ich gebe zu, es langweilt mich. Meine Idee war es einmal, in meinem Forum abseitige und ungewöhnliche Themen zu platzieren, Normalem einen anderen Dreh geben, ein wenig Querzudenken. Mindestens wollte ich über etwas anderes schreiben als darüber, ob das Bewerbungsfoto nun links oder rechts hin soll. Mein Plan sprach die Xing-Klientel nie so richtig an. Oder ich war nicht konsequent genug. Wahrscheinlich beides. Jedenfalls träumt das Forum seit drei Jahren unverändert bei 2500 Mitgliedern vor sich hin.

Ein wenig Wehmut ist dabei: Ich war eine der ersten mit Forum: 2004 habe ich es gegründet. Spezifisch, dass ich ausgerechnet heute die Mail von einem alten Bekannten bekam, der am Tag meines Abschieds  ein Xing-Premium-Profil angelegt hatte. Nein, schrieb ich ihm, lass das.  Das mit Xing ist vorbei wie eine alte Liebe. Da bleibt bestenfalls Freundschaft. Das glaubte er mir nicht. Er schwappt auf der letzten Welle, die jetzt die Last Mover ins Web 2.0 spült. Social Media-Experten aus meinem Umfeld sagen längst, Facebook sei durch, die Normalklientel im Anmarsch. Das sind Menschen, die auf billige Werbung wie Gutscheine und Gewinnspiele reinfallen. Mich stört das noch nicht. Im Moment gefällt es mir gut dort. Ich darf knapp schreiben, spontan reagieren, kann auf Höflichkeitsdrumherum verzichten – entspannend. Außerdem bekomme ich unmittelbares Feedback, was interessiert und was nicht. Und oft ungewöhnlichere Statements als bei Xing, also das, was ich immer wollte.

Schon vor Monaten hatte ich angekündigt, über meine ersten Erfahrungen mit dem Facebook-Profil für öffentliche Personen schreiben, aber irgendwie hatte ich immer das Gefühl, noch nicht genug zu wissen, um wirklich ein Teil-Fazit ziehen zu können. Zu schleppend ernährte sich das Eichhörnchen und sammelte einen Fan nach dem anderen in seinen I-Like-Vorrat: 122, 123… und dann plötzlich waren es über 300, dann 350. Einen richtigen Schwung an Kunden hat mein Ostergruß per Mail gebracht. Auch eine Werbeanzeige habe ich getestet, vor allem um zu sehen, wie das funktioniert und was dabei rumkommt. Das Ergebnis: Nicht viel, die Klickraten liegen irgendwie bei 0,02% – Kosten von etwa 12 Euro für zwei Fans.  Aber meine wöchentlichen Downloads für Fans scheinen was zu bringen: Einmal in der Woche bekommen Fans ein Goodie – vom Test bis zur Musterbewerbung oder zum Gehaltsrechner. Auch das Kommentieren anderer Beiträge unter meinem öffentlichen Svenja-Hofert-Profil bringt was. Ich fühle mich da allerdings wie eine zweigespaltene Person. „Nutze jetzt Facebook unter dem Namen Svenja“ oder „Nutze jetzt Facebook unter dem Namen Svenja Hofert“. Wer bin ich, und wenn ja wie viele? Demnächst sollen auch meine Bücher eigene Facebook-Fanpages bekommen. Mal sehen, was ich mir da einfallen lasse.

twitter

Twitter erweist sich gerade als etwas mühsam. Meine Klout ist von 54 auf 44 gefallen, weil ich  sehr unregelmäßig twittere, was bei teilweise acht Stunden Beratung verteilt auf einen Arbeitstag von 12 Stunden (heute – mein Rücken, mein Kopf!) am Tag auch kein Wunder ist. Twitter ist was für Flughafenwartezeiten und die Lücken am Tag, und wenn die fehlen, geht´s mir an die Klout. So habe ich die 1.000er Hürde auch noch nicht ganz geschafft – es fehlen derzeit noch 7 Follower. Anderes Thema: Kennt ihr die Dailies? Lange habe ich mich über die „XY-Daily“ einiger Twitterkollegen gewundert. Tatsächlich dachte ich, diese würden per Hand zusammengestellt. Nichts da! Ich hab´s ausprobiert und für schlecht befunden: Paper.li holt sich die Beiträge einfach aus den Tweets der Follower. Völlig automatisierte Zusammenstellung. Das mag geschickt sein, um so ebenso automatisiert immer mal wieder andere Twitterer zu erwähnen, die im Gegenzug zu 80% dann followen werden, aber ich finde es unkreativ. Kaum besser als die Zeitgenossen, die jeden Tag ein anderes Zitat aus dem “großen Praxisbuch Zitatesammlung” auf die Menschheit loslassen. Nein, danke. Dann lieber unregelmäßig und zufällig.

Einer Kundin hat Twitter tatsächlich einen Auftrag gebracht. Man schleicht sich sukzessive ins Gedächtnis, das ist der Vorteil. Ich kann für mich nicht sagen, was all die Aktivitäten genau bewirken, außer dass sie meine Neugier befriedigen, was eine wesentliche Motivation ist (ja, grüne Neugier im Reiss-Profil). Ich weiß nur, dass alles zu irgendetwas führen wird. Wohin genau muss ich gar nicht wissen.

Sie wollen die ersten Teile lesen? Hier sind sie:

Teil 3, das Twitterexperiment

Teil 2, das Social Media-Experiment

Teil 1, mein Twitterexperiment


6 Kommentare zu “Mein Social Media Experiment Teil 4: Tschüss Xing

  1. XING lebt. Bei meiner teils konservativen Klientel die einzige Social Media Community, die funktioniert. XING ist für’s Business nach meiner Erfahrung auch noch immer zielgerichteter, wenn’s um Personen geht.

    Heute hatte ich einen Vortrag vor geisteswissenschaftlichen Studies: XING stand nach Facebook direkt an zweiter Stelle, was die Anzahl der User angeht. Immerhin.

    Im übrigen klappt auch die Jobsuche mit XING noch ganz gut, wie auch mein Kollege Martin Salwiczek kürzlich bei Simone Janson schrieb:
    http://www.berufebilder.de/author/martin-salwiczek/

    Aber natürlich haben Sie recht: Facebook macht am meisten Spaß. Und Spaßmachen darf’s ja auch, gell?!

    P.S. Die Gruppenfunktion von XING finde ich allerdings auch unattraktiv. Glückwunsch zur Entscheidung.

  2. Klar, es geht mir nicht um Xing pauschal, das scheint nach dem Update besser zu werden, es geht um die Gruppenfunktion. Und um den Spaß! Wir machen unsere Jobs ja nicht zum Geldverdienen, jedenfalls nicht primär, nicht wahr? Liebe Grüße

  3. Guten Tag Frau hofert,
    ich weiß ehrlich gesagt immer noch nicht , was an Xing(OpenBC) oder Facebook oder Twitter gut sein soll. Ich habe weder im Beruflichen Bereich von Xing oder Facebook,-,Twitter jemals einen einzigen Vorteil oder Anfragen erhalten und privat ebenfalls nicht. Vielleicht bin ich “schon” zu “alt” mit 50, aber ich halte das komplette Social Media gedöns für blödsinn und ineffektiv. Viel zuviel Aufwand und zu wenig Erfolg!!

    Viele Grüße B.RE

  4. Hallo Herr Reddel, gestern erzählte mir eie 55jährige, dass Sie über Xing abgeworben worden ist, weil die Firma bewusst eine “Alte” wollte. Die haben ihre Vorteile, sind relaxter, etc. Im Internet kann man nicht in den üblichen Kategorien denken, Effizienz, Ziele etc. Das höre ich immer wieder als Argument, das ist fast Managerdenke – was bringt mir das, wie ist der Return etc? Alte Kategorien! Erfolg ist im Internet oft nicht direkt messbar. Da ist er trotzdem ;-) LG SH

  5. Hallo Frau Hofert,

    na da muß ich schmunzeln. Managerdenke hat mir bisher noch niemand unterstellt. ;-) Na das passt ja dann für meine neue Firma, als denkender Manager bin ich doch perfekt für meine Firma als leitender Chef geeignet oder ?! ;-)
    lächelde Grüße

    B.RE.

  6. Pingback: Mein Social Media-Experiment Teil 5: Ich studiere! | Karriereblog von Svenja Hofert - Die Expertin für neue Karrieren

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