Brüderchen komm stirb mit mir

24. Mai 2007 | Von | Kategorie: Regional-Krimi

“Brüderchen komm stirb mit mir” so der Titel des zweiten Mannheim Krimis von Rainer Martin Mittl; jetzt gerade im Mai bei Emons in Köln erschienen.

In einer kühlen Septembernacht wird am Mannheimer Strandbad eine männliche Leiche gefunden. Eingepackt in einen Fahrradanhänger, der unter normalen Umständen zum Transport von Kindern bestimmt ist. Arme und Beine sind vom Rumpf des Toten abgetrennt, der Kopf befindet sich in einem Karton. Der gesamte Körper ist vollkommen kahlrasiert. Alle Körperteile des Mannes sind vorhanden, nur die linke Hand fehlt. Frieder Kindlein und Konrad Morgenthaler, die beiden Ermittler der Mannheimer Kripo, glauben zunächst leichtes Spiel zu haben. Der Tote kann schnell identifiziert werden, und das Umfeld des Opfers ist überschaubar. Doch je weiter die Ermittlungen voranschreiten, um so rätselhafter wird der Fall. Die rechtsmedizinischen Todeszeitangaben widersprechen den Aussagen der Angehörigen, und der Tote selbst hatte mehr Feinde, als anfangs vermutet. Auch die Ehefrau gerät ins Visier der Fahnder. Kindlein und Morgenthaler sehen sich auch noch mit einem Hilfeersuchen der Polizeikollegen aus Buchen im Odenwald konfrontiert. Dort behauptet ein scheinbar Verrückter nachdem er ein Foto des Toten in der Zeitung gesehen hatte, sein Kumpel sei von der Mafia entführt und in Mannheim ermordet worden. Am Tag nach der Beerdigung des Toten wird eine zweite Leiche in einer Mannheimer Baugrube gefunden. Auch dieser Tote ist zerlegt und am ganzen Körper kahlrasiert. Die Gerichtsmediziner geraten ins Grübeln, ob der erste Tote überhaupt derjenige ist, als der er bestattet wurde.

Seinem zweiten Kriminalroman “Brüderchen komm stirb mit mir” stellt Rainer Martin Mittl ein Zitat von Marie Ebner-Eschenbach voran. “Nicht was wir eleben, sondern wie wir empfinden, was wir erleben, macht unser Schicksal aus.” Treffender kann man die Grundstimmung, dieses Thrillers nicht charakterisieren. Es scheint das Grundmotiv in Mittls Kriminalromanen, auch in seinem Erstling “Mannheimer Dreck”, zu sein. Was muss ein Mensch alles anstellen, um zum Opfer zu werden? Was muss ein Mensch alles erleiden, bis er zum Täter wird.

Rainer Martin Mittl, geboren 1960 in Stuttgart, aufgewachsen in Berlin, verschlug es 1982 nach Mannheim. Inzwischen lebt er in Ludwigshafen. Er ist ausgebildeter Modellschreiner, Orchestermusiker und Krankenpfleger. Alle drei Professionen des Autors finden sich in seinen Figuren wieder. Mittl verleiht ihnen charakteristische Stärken und Schwächen, sie sind nicht eindimensional und eingebettet in ein gesellschaftliches Umfeld, das weitgehend der Realität entstammen könnte. Seine Täter sind äußerst brutal und sensibel zugleich, am Ende meist sympathischer als ihre Opfer. Wer Mannheimer Lokalkolorit mag, kommt auf seine Kosten. Was die Protagonisten an Mannheim mögen, wird offen angesprochen. Was sie nicht mögen, erhält kurzerhand einen anderen Namen und ist dennoch deutlich erkennbar. Mittl schreibt Romane von der Sorte, die man in die Hand nimmt, sich kurz einliest und erst dann wieder weglegt, wenn die letzte Seite zu Ende gelesen ist.

Rainer Martin Mittl: Brüderchen komm stirb mit mir. Emons Verlag Köln Mai 2007 ISBN 978-3-89705-488-2
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Rainer Martin Mittl: Mannheimer Dreck. Emons Verlag Köln Juni 2006 ISBN 978-3-89705-433-2
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