Buchpreisbindung unter Druck

admin | Posted 25/03/2007 | Dossier/Akten | Keine Kommentare »

Buchmarkt und die Zahlen

In der Schweiz sind Bemühungen im Gang, die Buchpreisbindung aufzuheben, das Oberste Gericht in Lausanne lehnt die sie ab. Die Regierung, der Bundesrat, wird Ende April entscheiden und im Parlament wimdet sich eine Kommission eines Gesetzentwurfes für die Beibehaltung der Buchpreisbindung per Gesetz. Lesen Sie den Kommentar.

Freier Preis für das Kulturgut Buch?

Ohne mit der Wimper zu zucken, legt der Kinobesucher achtzehn Franken für zwei Stunden Unterhaltung auf den Tresen. Da wird nicht lange gefackelt. Kein Feilschen um Vergünstigungen und Rabatte. Die Kioskdame nennt einen Betrag und der Kunde reicht ihr die Banknote rüber. Ohne Murren akzeptiert er die fünfzehn Franken für das Hochglanzheft, sechs Franken für die Wochenzeitung und von der Opferbereitschaft für die Zigaretten wollen wir gar nicht reden. Aber wenn es um eine poetische Verführung auf 300 Seiten oder um eine historische Abhandlung zwischen zwei Buchdeckeln geht, dann heißt es: "Warum ist das so teuer?" oder "Ich kann mir das nicht leisten". Andererorts wird hingeblättert, hier wird vor geöffnetem Geldbeutel geschluchzt. Denn ein Ausweg gibt es nicht, bis jetzt kostet ein neues Buch überall gleich viel. Politische Kreise möchten die sogenannte Buchpreisbindung abschaffen und fordern freien Preiskampf.


Die Folgen ausmalen

Holen Sie doch schnell einen Farbstift und malen Sie sich aus, was dann geschähe. Die Massenware an Bestsellern würde günstiger und die leisen, die wissenschaftlichen und die fachspezifischen Titeln würden unbezahlbar werden. Es sei denn, Behörden subventionierten oder die Sponsoren finanzierten die Buchprojekte. Durch die einheitliche Preisgestaltung kann der Verleger mit relativ stabilen Koordinaten seine Projekte kalkulieren und somit kann er sich auch auf schöne und risikoreiche Produktionen einlassen. Wenn er das nicht mehr kann, dann ist fertig lustig. Der feste Buchpreis garantiert die Volksversorgung mit Schriftgut mannigfalter Art. Das Kultur- und Bildungsgut Buch steht auf dem Spiel. Oder fragen Sie im Kino und am Kiosk auch nach Rabatten?


Nichts gelernt

Die Folgen für die Buchkultur nach der Abschaffung der festen Preise zeigen die USA, England und Frankreich. Das zuletzt genannte Land führt allerdings die Buchpreisbindung wieder ein, aus Gründen, die oben erläutert werden. Während in Deutschland und Österreich gesetzliche Lösungen zum Schutz der Buchvielfalt gefunden wurden, hat nun die kleine Schweiz den "Ehrgeiz", es selber besser wissen zu wollen. Dabei könnte man ja von anderen lernen, aber das Rad selber erfinden zu wollen, muss ein besonderer Reiz sein. Nebenbei erwähnt; auf der Zugsfahrt von Hamburg nach Zürich ist es nicht mehr möglich, ab Schweizer Grenze in der Bistro Zeitungen zu kaufen. Die werden vom Personal weggeräumt. Auf Anfrage heisst es, dass ein Konzern im Alpenland das Monopol für dieses Geschäft habe. Vergebens hört man Proteste seitens Behörden und Kartellamt.

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