Vergeben und vergessen?
admin | Posted 23/03/2007 | Uncategorized | Keine Kommentare »
Wie geht der demokratische Staat der Zweiten Republik mit ererbtem Unrecht um? Wie verhält er sich zu den Ansprüchen der Opfer von Vermögensentzug, Enteignung, Arisierung und Entrechtung in den Jahren zwischen 1938 und 1945?
Die im Mandelbaum-Verlag erschienene vierbändige Reihe "Raub und Rückgabe – Österreich von 1938 bis heute" gibt Antworten.
Im Herbst 1998 beauftragte die österreichische Regierung eine
Historikerkommission, den Komplex "Vermögensentzug auf dem Gebiet der Republik Österreich während der NS-Zeit sowie Rückstellungen bzw. Entschädigungen (sowie wirtschaftliche und soziale Leistungen) der Republik Österreich ab 1945" zu erforschen und darüber zu berichten. Den 14.000 Seiten umfassenden Endbericht dieser Kommission hat der Wiener
Mandelbaum Verlag in einer vierbändigen Reihe zusammengefasst. Vor wenigen Tagen wurde der vierte Band dieser Reihe im österreichischen Parlament vorgestellt und diskutiert.
Ausgeschlossen und entrechtet, herausgegeben von Verena Pawlowsky und Harald Wendelin, beschreibt jene Maßnahmen des NS-Regimes, die der Vertreibung und Ermordung von Gruppierungen, die aus der "Großdeutschen Volksgemeinschaft" ausgeschlossen werden sollten, vorangingen: Berufsverbote, Entzug der Staatsbürgerschaft oder Entzug von (Im-)Mobilien.
Einigkeit herrschte bei der Präsentation des Bandes vor wenigen Tagen im österreichischen Parlament, dass unter dieses Kapitel österreichischer Vergangenheit kein Schlussstrich gezogen werden könne, denn "Vergangenheit wirkt in die Zukunft", wie Nationalratspräsidentin Barbara Prammer betonte.
Solange es ein Kunstwerk, eine Liegenschaft gibt, die nicht in den Händen der rechtmäßigen Erben sind, sei die Frage der Restitution nicht abgeschlossen, sagte der Restitutionsbeauftragte der Stadt Wien Kurt Scholz. Die Buchreihe kann also helfen, die Diskussion über Wahrnehmung und Praxis der Entschädigung nachzuvollziehen.