Feuer bitte!
admin | Posted 26/04/2007 | Belletristik | Keine Kommentare »Was sich da auf ca. 100 Seiten versammelt, kann ohne Zögern und Zweifel zur Speerspitze junger deutscher Lyrik gezählt werden.
Berliner Schnauze mit Gefühl
von Frank Schorneck, MACONDO, Edition Neun, Bochum
Man mag ja hin und wieder über die Hauptstadtzentriertheit junger deutscher Literatur klagen, doch es besteht kein Zweifel daran, dass sich gerade in Berlin recht gut funktionierende Netzwerke von Autoren gebildet haben, die sich gegenseitig auf Lesungen einladen und offenbar auch gegenseitig inspirieren – ein Blick in die Biographien am Ende dieses Heftes spiegelt durchaus die Lebendigkeit junger Literatur aus Berlin wider (nur Hamburg und Bochum sind ähnlich stark vertreten).
Eines dieser Netzwerke ist ein loser Zusammenschluss unter dem Namen Die Freuden des jungen Konverters. Schon seit fünf Jahren treffen sich diese Lyrikerinnen und Lyriker, um Texte und Projekte zu besprechen.
18 der jungen lyrischen Stimmen sind nun in einer Anthologie versammelt, und das Konzert ist mehr als gelungen. Was sich da auf ca. 100 Seiten versammelt, kann ohne Zögern und Zweifel zur Speerspitze junger deutscher Lyrik gezählt werden. Wie immer ein Hochgenuss sind die Gedichte von Björn Kuhligk – von ihm möchte man am liebsten schon die Gedichttitel in einem Rahmen an die Wand hängen (Paris war noch im Kühlschrank zum Beispiel oder auch Streiche bitte immer sanft über die Augenringe).
Auch andere für MACANDO-Leser "alte Bekannte" oder auch "übliche Verdächtige" sind hier zu finden: Tom Schulz, Jan Wagner, Ron Winkler oder der auch in Berlin aktive Siegener Crauss. Wer sich auf dem Zeitschriftenmarkt ein wenig umtut oder sich uaf den Berliner Lesebühnen herumtreibt, ist sicherlich auch schon auf einige der anderen Namen gestoßen. Bislang völlig unveröffentlicht ist Roland Distl, doch das wird sich sicherlich auch bald ändern.
Nur wenige weibliche Stimmen verschaffen sich hier Gehör, dafür aber wie im Fall von Nikola Richter und Monika Rinck umso beindruckender. Auch die Herausgeber weisen in ihrem Vorwort auf den Frauenmangel hin. Sollte es so sein, dass Lyrik in erster Linie zum Balzritual des Männchens gehört und Frauen lieber die Prosa wählen, um etwas zu erzählen?
Wie auch immer, den Herausgebern sei für diese vortreffliche Anthologie ein großes Lob ausgesprochen!
Die Autoren der Anthologie
Feuer, bitte!
Lars-Arvid Brischke
Crauss
Roland Distl
Guido Fassbender
Andrej Glusgold
Stephan Gürtler
Anna Hoffmann
Björn Kuligk
Steffen Popp
Dominique B. Renard
Nikola Richter
Monika Rinck
Tom Schulz
Daniela Seel
Rainer Stolz
Florian Voß
Jan Wagner
Ron Winkler
Feuer, bitte!
Berliner Gedichte über die Liebe
herausgegeben von Rainer Stolz und Stephan Gürtler
Dahlemer-Verlagsanstalt Berlin