Philip Maloney – die Kult-Hörspielserie
admin | Posted 23/04/2007 | Krimis | Keine Kommentare »
Roger Graf feiert die 300. Folge der Hörspielserie auf Radio DRS3 –
Das Interview
mit Seite 4.
Mordsjubiläum am Sonntagvormittag
Am Sonntag, den 6. Mai wird Radiogeschichte gemacht. Die 300. Folge mit
Philip Maloney von Roger Graf steht auf dem Programm.
Seite 4 sprach mit Roger Graf. Die Fragen stellte Urs Heinz Aerni
Seite 4: Gratulation, Roger Graf, zur 300. Folge. Um was geht es denn, in der Jubliäumsausgabe?
Roger Graf: Die 300. Folge sollte nicht viel anders sein als Folge 150 oder 211. Maloney gönnt sich vielleicht im Anschluss einen besonders
teuren Whisky und ich schliesse mich dem gerne an.
Seit Jahr und Tag versuchen Ihre Fans und Literaturkritiker herauszufinden, was genau das Erfolgsgeheimnis der Schweizer Kult-Hörspielserie ist.
Graf: Die Mischung aus Krimi und Comedy, die guten Schauspieler und natürlich der Mastermind im Hintergrund. Es ist eigentlich eine
Krimisitcom bei der die Mischung anscheinend stimmt, und bei der man die Handschrift immer wiedererkennt. Die Serie ist quasi als work-in-progress und hat sozusagen ihre eigene Form gefunden.
Die Serie läuft mittlerweile seit 17 Jahren, ist Generationenübergreifend und hat sich zu dem Quotenrenner auf Radio DRS3
entwickelt.
Graf: In der Tat, es handelt sich um eine Hörspielserie als erfolgreichste Sendung auf einem Sender, für den Hörspiele ursprünglich gar nie
vorgesehen waren. Da soll mal einer sagen, dass man mit Kultur nichts erreichen kann (lacht).
Dass die Schauspieler Michael Schacht (Maloney) und Jodoc Seidel (Polizist) mittlerweile auf einer Lesetour die Säle füllen und für Stimmung wie an einem Popkonzert sorgen, zeigt, dass die Hörspielserie wohl längst zum Massenphänomen wurde. Haben Sie das je geahnt?
Graf: So etwas kann man nicht planen. Das geschieht einfach. Heute wäre so etwas kaum noch möglich, egal ob im Radio oder Fernsehen. Was nicht sofort Quote bringt fliegt aus dem Programm.
300 Folgen, eine Zahl, hinter der eine enorme Produktionslust steht und die mittlerweile 45 CDs geben von der Dimension einen handfesten
Eindruck…
Graf: Es sind etwas mehr als die Hälfte aller Fälle. Wenn alle veröffentlicht sind, dürften es gut 100 CDs sein. Das ist ganz nett für jemanden, der weder ein Instrument spielt, noch singen kann.
Philip Maloney ist ein Name der längst zum Deutschweizer Kulturgut gehört, vielleicht so wie die CH-Popszene ohne Polo Hofer undenkbar wäre. Wie erleben Sie den Zeiten- und Publikumswandel?
Graf: An Lesungen fragen mich jüngere Fans manchmal, wie lange es die Serie gibt. Einmal sagte ein Zuhörer, die Serie gibt es schon ewig, die ist sogar älter als ich.
Die erstaunlich lange Halbwertzeit von Maloney freut und überrascht Sie wohl zugleich.
Graf: Ich habe mich nie um irgendwelche Trends gekümmert und auch politische Korrektheit ist mir völlig egal. Gute Geschichten funktionieren wenn die Charaktere glaubhaft sind. Zudem macht eine Leiche zum Frühstück Spass, wenn sie mit Pointen statt mit Kreide markiert wird.
Und wie lange wird es ihn noch geben, den Maloney?
Graf: Ich mache immer nur einen Vertrag für ein Jahr und im Herbst überlege ich mir jeweils, ob ich weitermachen will. Dank der vielen Folgen
genügt es, wenn ich 12 neue Fortsetzungen pro Jahr schreibe und produziere. Also über ein Aufhören möchte ich mich nicht festlegen.
Der Arbeitsablauf während all der Zeit hat sich nicht viel geändert, oder doch?
Graf: Mit der Digitalisierung habe ich noch mehr Kontrolle über die Serie erlangt. Tatsächlich finden heute nur noch die reinen Sprachaufnahmen der Szenen und Monologe im Radiostudio statt. Abgemischt wird jede Folge von mir, auf meinem Computer. Ich liefere DRS3 eine fixfertige CD ab. Niemand liest vorher die Texte und niemand schreibt mir irgendetwas vor. Die einzige Vorgabe war und bleibt das Budget.
Danke fürs Gespräch nun also nach dem Motto eines alten Deutschen Schlagers: "Mach das Radio an".
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Die 300. Folge der Hörspielserie auf Radio DRS3 wird am Sonntag, den 6. Mai um 11.10 Uhr ausgestrahlt. Titel: "Der Biedermann".
Roger Graf ist 1958 in Zürich geboren und lebt heute als freier Schriftsteller von mehreren Romanen und Hörspielen in seiner Heimatstadt.
Die Hörbücher als CD sind in jeder Buchhandlung erhältlich oder über die Website des Autors Roger Graf:
www.rogergraf.ch