Ein Orden für die Frau
admin | Posted 09/05/2007 | Uncategorized | Keine Kommentare »
Mit 21 ging Veronika Peters ins Kloster. Zwölf Jahre später packte sie Ihre Koffer und flüchtete. Mit einem Mann. In "Was in zwei Koffer passt" erzählt sie von einem Leben nach eigenen Regeln.
Es schien ein Abschied für immer. Ihre beste Freundin weinte am Straßenrand, als führe der Weg in den Tod. Während der Fahrt warf Veronika Peters das letzte Päckchen Gitanes aus dem Fenster. Ihren Käfer verkaufte sie auf dem Klosterparkplatz an einen Studenten. “Wer es nicht ernst meint”, schreibt sie, “der kommt im Kloster nicht besonders weit.” Andere Novizinnen gingen bald wieder. Sie blieb.
Und hätte nie geglaubt, dass sie nach zwölf Jahren in einer Nacht- und Nebel-Aktion selbst ihre Sachen packen würde.
Auf der Suche nach Klarheit
Warum geht eine junge Frau ins Kloster? Das ist die Frage, mit der man dieses Buch unwillkürlich aufschlägt. Peters war damals 21 Jahre alt, war früh von zuhause ausgerissen, um dem alkoholkranken Vater zu entkommen, und hatte linksalternative Lebensmodelle ausprobiert. Zum Schlüsselerlebnis geriet der Besuch in einem Benediktinerinnen-Kloster. Die Nonnen strahlten genau die Klarheit und Entschiedenheit aus, die Peters suchte. “Was in zwei Koffer passt” heißt ihr erstaunlicher wie spannender Bericht.
Man folgt Peters am Rockzipfel ihres schwarzen Ordenskleids durch die alten Gemäuer. Die Ordensregel “Regula Benedicti” beschreibt das Kloster als eine Schule, in der man lernen soll und nicht können muss. Doch der Weg blieb steinig: Einerseits bemühte sich Schwester Veronika, ihren Platz zu finden. Andererseits wollte sie sich nicht verbiegen lassen. Das Misstrauen gegenüber ihrem Glauben und gegen die feste Form des Klosterlebens wurde sie nicht los. Doch dieses Buch ist keine Abrechnung.
Peters will nur erzählen – von der Sinnsuche, den Ritualen und dem gemeinschaftlichen Leben, das seine eigenen Probleme birgt. An Individualität mangelt es im Kloster nicht, das ist der überraschende Einblick, den ihr Buch gewährt.
Ein Gast in der Buchhandlung
Was war, dass die Zweifel wuchsen? Dass sie erkannte, nicht mehr dazuzugehören? Nach acht Jahren wurde Veronika Peters – gegen ihren Willen – die Leitung der Klosterbuchhandlung aufgetragen.
“Am Ende wurde es für mich zu einem Problem, als Geschäftsfrau zu arbeiten. Deswegen bin ich nicht ins Kloster gegangen”, sagt sie heute.
Ausgerechnet in der Buchhandlung lernte sie einen Urlaubsgast kennen, den Schriftsteller Christoph Peters. Sie blieben in Kontakt, schrieben sich bald täglich, führten Trennungsgespräche, ohne je zusammen gewesen zu sein. Versuchten am gewählten Leben festzuhalten, bis es nicht mehr ging. Mit der gemeinsamen Zugreise nach Berlin endet das Buch. Heute ist Veronika mit Christoph Peters verheiratet.
Ihre Zeit im Kloster bedauert sie nicht, die Abreise auch nicht. “Gegangen wäre ich sowieso irgendwann”, sagt sie, “mit ihm zusammen war der Neustart einfacher.” Hätte sie früher gehen sollen? Reine Spekulation. “So ist meine Geschichte. Ich habe keine andere.” Und gebannt folgt man ihr vom ersten bis zum letzten Tag.
Tipp:
Veronika Peters.
Freitag, 11. Mai 2007, 15.00 – 15.45 Uhr,
Autorenforum, BuchBasel