Das Fenster zum Meer
admin | Posted 09/07/2007 | Belletristik | Keine Kommentare »
»Man merkt schon nach ein paar Sätzen, dass hier ein guter Autor erzählt, und nach ein paar Seiten, dass das große Literatur ist.« Karl-Markus Gauss
Memo Anjel hat einmal gesagt, er habe zwei Kulturen: eine jüdische und eine tropische. Diese faszinierende Mischung zeichnet auch die hier vorgelegten Erzählungen aus und macht den Autor zu einer einzigartigen Erscheinung in der lateinamerikanischen Literatur. So führt er uns mit der Titelerzählung und der Kurzgeschichte "Die Hauskatze" in den Lebensraum seiner sephardischen Vorfahren und mit "Ein Tag für den Johnny" in die sinnliche Welt der karibischen Küste.
Alles, was Memo Anjel auf seinen Wegen auffällt, versteht er durch längeres Hinsehen und ein kleines Verrücken der Realität in Literatur zu verwandeln.
Die Operation seiner kleinen Tochter María José in Medellín nimmt ihn nicht nur seelisch mit, sondern macht das zermürbende Warten im Krankenhaus zu einem surrealen Abenteuer. Der Besuch von Christian Brückners zehnstündiger Marathon-Lesung am 23. Juni 2002 in Frankfurt am Main wird für ihn Anreiz zu einer literarischen Hommage an "die Stimme". Bei einem abendlichen Bier in einer Schwarzwald-Gaststube entdeckt er die unheimliche Doppelnatur des dicken Wirts. Beim Beobachten von Abfall fressenden Leguanen in der Tierra caliente Kolumbiens geht ihm eine selbstkritische Erkenntnis auf.
Vierzehn Erzählungen von der Magie des Menschlichen.
José Guillermo (Memo) Anjel, geb. 1954 in Medellín (Kolumbien), stammt aus einer sephardischen Familie. Er ist Professor für Soziale Kommunikation in Medellín. Er veröffentlichte Romane, Erzählungen, Essays und Comics. Sein Roman
Das meschuggene Jahr ist 2005 im Rotpunktverlag erschienen. Derzeit arbeitet Anjel an einem Roman mit dem Arbeitstitel
Mindeles Liebe, einer Fortsetzung von
Das meschuggene Jahr. Ab Januar 2005 lebt Memo Anjel als Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD für ein Jahr in Berlin.