Eine Frau schaut in ihre Kindheit
admin | Posted 06/08/2007 | Autoren | Keine Kommentare »
In ihrer Biographie "Feder im Sturm" wirft die chinesisch-amerikanische Schriftstellerin Emily Wu einen zweifelhaften Blick auf die Geschichte Chinas zu Mao-Zeiten.
1958 im China Maos als Tochter eines Amerikanistik-Professors geboren zu werden, kommt fast einem Todesurteil gleich.
Im Zuge der "Kulturrevolution" hegt die kommunistische Partei auf ihrem "großen Sprung nach vorn" eine tiefe Furcht und Abscheu vor allen Intellektuellen. Emily Wus Familie geht es nicht anders; sie wird zur "Umerziehung" aufs Land verbannt, muss in den folgenden Jahren unter ständigen Demütigungen und Entbehrungen leiden. Auch ihr Leben ist mehrmals in Gefahr.
Doch die kleine Emily findet Trost in einer kleinen Welt aus Märchen und Geschichten; für sie ist diese Welt unermesslich groß. Ihr Vater Wu Ningkun hatte sie ihr erzählt, bevor er ins Gefängnis musste.
Emily Wu, die seit 1981 in Kalifornien lebt, formuliert ihre Kindheitserinnerungen auch in der Sprache eines Kindes. Das macht ihren Text einerseits rührend, andererseits scheint dieser Stil der großen gesellschaftlichen und politischen Umwälzung in Rot-China nicht angemessen. Darüber hinaus wird die Funktion ihres Co-Autors Engelmann nicht klar. Als Einblick ins China der 50er bis 70er Jahre ist dieses Buch ein problematischer Diener, als einfühlsame Kindheitserinnerung ist es durchaus poetisch.
Emily Wu, Larry Engelmann: Feder im Sturm, Hoffmann & Campe, 340 Seiten, 19,95