Wieso sind meine Hemden nicht gebügelt?
admin | Posted 14/08/2007 | Uncategorized | Keine Kommentare »
Die Lifestyle-Sachverständige Elfriede Hammerl hat sich bei jungen Verwöhnten im Hotel Mama umgeschaut – und ein bisschen aufgeräumt.
In den letzten Jahrzehnten haben Kinder gelernt, sich als demokratische Partner ihrer Eltern zu verstehen. Und da die Alten eh nichts mehr zu melden haben, gibt es auch keinen Grund, schnellstmöglich aus der Reichweite der Erzeuger zu fliehen. Nichts spricht also dagegen, den Service im "Hotel Mama" in vollen Zügen zu genießen; schließlich kann man sich als talentierter Twen wirklich spannenderen Dingen widmen als Wäsche zu waschen, Spaghetti zu kochen oder Hemden zu bügeln.
Das jedenfalls glaubt Elfriede Hammerl, Concierge des Hotels Mama und seit jahren findige Kolumnistin bei so beliebten Lebensberatern wie "Vogue", "Cosmopolitan" oder "Stern". Aus Sicht der jüngeren Generation wäre damit alles so mehr oder weniger im Lot – sicher, die Alten nerven gelegentlich, aber da kann man schon ein wenig großzügig sein, schließlich haben sie, so Hammerls Beobachtung, nie gelernt, aus ihrem Leben etwas zu machen.
Unerwarteter Widerstand komme zunehmend jedoch von Seiten der Eltern. Und das sehr zum Erstaunen ihrer Kinder: Sollte es möglich sein, dass der elterliche Brutpflegetrieb trotz aller Berechnungen doch nicht ausreichend entwickelt ist? Kennen sie ihre Söhne und Töchter so schlecht, dass sie ihnen glatt die Aufzucht der Enkel überlassen würden? Oder wollen sie gar selbst noch einmal auf die Piste? Aus ganz und gar egoistischen Motiven?
Mit viel Fürsorge und einem Grinsen in der Feder Hammerl von Sitzenbleibern und Schluffis, liebenswürdigen Söhnen und schnoddrigen Töchtern. Einige ihrer Thesen mögen dabei kühn sein, aber dennoch: So etwas hätte es bei uns früher nicht gegeben.
Elfriede Hammerl: Hotel Mama, 156 Seiten, Deuticke bei Zsolnay, 14,90