Liebes Leben
admin | Posted 11/09/2007 | Belletristik | Keine Kommentare »
Ein Roman über
absolute, überlebensgroße Liebe. Wie es sich für ein solches Buch gehört, endet
es tragisch.
Marion schlägt sich in Paris als mäßig bezahlte Übersetzerin von Kulturdokumentationen durch. Und begegnet dort ganz überraschend wieder Luna, mit der sie sechs Jahre zuvor in Hamburg während einer Einstudierung von Goethes Liebesdrama "Stella" befreundet war. Schon damals war Luna eine mysteriöse, emotional fast überlebensgroße Erscheinung.
Umgehend stellt sich wieder die alte Konstellation ein: hier Luna, die Undurchschaubare, die Romantikerin und Diva, die an die absolute Liebe Glaubende, die wildesten Gefühlsschwankungen unterworfen ist; dort Marion, die von Luna auf der Suche nach Viktor, Lunas großer unerreichbarer Liebe, instrumentalisiert wird.
Doch dieser Viktor, der reich geerbt hat, ist eher ein Narziss, der mit Menschen spielt, als ein Gegenliebender. Und bei einer seiner sagenumwobenen mehrtägigen Partys kommt es schließlich auf seinem Landsitz in der Provence zum fatalen, dramatischen tödlichen Liebesfinale.
Susanne Heinrich debütierte 2005 mit einem Aufsehen erregenden Erzählband. Nun legt sie, gerade einmal 22 Jahre alt, einen beeindruckenden, souverän erzählten Liebesverlust-, Liebessehnsuchts- und Erlösungsroman vor, der erstaunlich wenige Ausreißer ins Fach überfrachteten Ausdruckskitsches aufweist. Dass Luna, Charles Baudelaires "Blumen des Bösen" entstiegen, psychologisch gerade nicht durchleuchtet wird, macht den großen Reiz dieses Buches aus.[pagebreak]
"Wir folgten ihr, sie rannte störrisch, und ich hatte Angst, dass sie sich auf halbem Weg mit einem Jungen ins Gebüsch werfen oder sich erschießen könnte, es war so ein Tag, an dem das möglich erschien. Überall blinkte es, und Familien und Gruppen standen zusammen und lachten hysterisch, mir war übel, vielleicht von diesem Popcorngeruch, der zwischen den Geräten stand, oder von den anzüglichen Sprüchen der Männer in den Kassenhäuschen, die mit ihren Lippen die Mikrofone fast berührten, wenn sie die Jugendlichen auf den Karussells anfeuerten: ‘Letzte Runde, letzte Runde, meine Lieben