Schmunzeln im Angesicht des Todes
admin | Posted 18/09/2007 | Autoren | Keine Kommentare »
Der niederländische Ex-Korrespondent Joris Luyendijk ( u.a. "de
Volkskraant") hat ein verblüffendes Buch über seine Zeit im Nahen Osten
geschrieben. Dabei nimmt der 36-jährige Amsterdamer aber nicht so sehr
die Konfliktparteien, sondern vielmehr die Journalisten ins Visier.
Erschreckend offen, schonungslos und mit erfrischender Chuzpe beschreibt er dabei auch, wie er selbst zum Teil einer bombastischen Verzerrungs- und Manipulationsmaschinerie geworden ist.
Nachdem man dieses Buch gelesen hat, will man die Nachrichten nicht mehr sehen wie zuvor. Klageweiber, aufgehetzte Massen, beschwichtigende Politiker, brennende Autos – im Interessenkonflikt fällt es einer aufrechten Berichterstattung zunehmend schwer, ihrer Aufgabe konsequent nachzukommen.
Informanten, Militär und Polizei sind geschmiert, müssen bezahlt werden, damit die Welt zumindest eine Ahnung von dem bekommt, was zwischen Algier und Bagdad passiert. Denn, so der durchaus selbstironische Autor, wir sehen noch nicht einmal die Hälfte der Wahrheit.
Joris Luyendijk hat ein hochbrisantes und hoch leserliches Buch verfasst, das einem die Augen auf die politisches Berichterstattung öffnet und einen kritischeren Blick auf die Konflikte im Nahen Osten ermöglicht. Und ihm ist geglückt, was von dieser Sorte Postberichterstattung nicht erwartet werden darf, aber kann: Schmunzeln im Angesicht des Terrors.
Joris Luyendijk: Wie im echten Leben, Tropen, 137 Seiten, 19,80