Grass in Danzig

admin | Posted 05/10/2007 | Autoren | Keine Kommentare »

Günter Grass
hat gestern seiner Heimatstadt Danzig für ihre "Toleranz und
Aufgeschlossenheit" gedankt. Zur Eröffnung der vorgezogenen Feiern zu
seinem 80. Geburtstag am 16. Oktober betonte Grass, dass ihm in der
Auseinandersetzung um seine Vergangenheit der Briefwechsel mit den Stadtvätern
von Gdansk sowie Gespräche mit Lech Walesa eine große Hilfe gewesen wären.

Abgeordnete der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit
(PiS) blieben den Feiern demonstrativ fern. Die Tatsache, dass Grass zum Ende
des Zweiten Weltkrieges einige Monate bei der Waffen-SS gewesen war, hatte im
Stadtrat von Danzig vergangenes Jahr nach dem Erscheinen seiner Memoiren für
Aufsehen gesorgt. Der Streit wurde durch einen Briefwechsel mit dem Stadtpräsidenten
Pawel Adamowicz und Grass jedoch beigelegt.

Für Donnerstagabend war eine Diskussion über das Verhältnis zwischen
Polen und Deutschland geplant. Daran wollten auch der ehemaligen polnische
Arbeiterführer und Staatspräsident Lech Walesa und der deutsche
Ex-Bundespräsident Richard von Weizsäcker teilnehmen. Zur vorgezogenen
Geburtstagsfeier begleiteten Grass seine Schwester Waltraud und seine Ehefrau
Ute.

Bei der Eröffnungsfeier las Grass aus dem Buch "Mein
Jahrhundert" die Beschreibung des Kniefalls des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers
Willy Brandt vor dem Ghetto-Denkmal in Warschau im Dezember 1970. Er hatte
Brandt zusammen mit Siegfried Lenz nach Warschau begleitet. Damals habe er
diese Ostpolitik unterstützt, "weil hier zum ersten Mal die schmerzhafte
Tatsache erkannt wurde, dass die Anerkennung (des Verlustes der Ostgebiete)
Voraussetzung dafür war, um überhaupt ein neues Verhältnis zu Polen zu
gewinnen". Dies sei die Vorstufe für die deutsche Einigung gewesen.

Stadtpräsident Pawel Adamowicz bezeichnete Grass als einen der wichtigsten
Botschafter für die Versöhnung zwischen Deutschen und Polen. Dabei könne man
sich nicht von der Tagespolitik stören lassen. Danzig mit seiner komplizierten
Geschichte sei ohne Günter Grass nicht denkbar. Pünktlich zum 80. Geburtstag
ist die polnische Übersetzung der Autobiografie "Beim Häuten der
Zwiebel" in Danzig herausgekommen. (APA/dpa)

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