Lust aufs Lernen
admin | Posted 11/10/2007 | Ratgeber | Keine Kommentare »
Mehr über Intelligenz, Lernen und das ergiebige Ausschöpfen des eigenen Wissenspotenzials erfahren, das kann man mit Carol Dweck
Carol Dweck fühlte sich im falschen Film.
Um zu untersuchen, wie unterschiedlich Menschen mit Erfolg und Misserfolg umgehen, stand die Psychologin vor einer Schulklasse, die knifflige Denksportaufgaben lösen sollte – und die Schüler wollten immer mehr und immer schwierigere Aufgaben.
Was waren das für Kinder? Wussten sie etwas, das ihr, der Spitzenabsolventin der Yale University, unbekannt war?
Rasch kam sie auf die Lösung: Diese Kinder wollten lernen. Sie wollten das Lernen lernen. Durch Übung. Je größer das Problem, desto eher ließen sie sich darauf ein, weil sie sich nicht von Rückschlägen frustrieren ließen, sondern das hartnäckige Erarbeiten als Prozess schätzten. Sie schöpften ihr Neugier- und Wissenspotenzial bestmöglich aus.
Wie kommt es, dass viele Menschen im Beruf, im Sport oder im Privatleben unter den ihnen attestierten Möglichkeiten bleiben, während andere, die weniger Talent und vielleicht weniger Intelligenz aufwiesen, sich als “overachiever” erweisen und weitaus mehr erreichen?
Als Erklärung hierfür hat Dweck eine Analyse des Selbstbildes herausgearbeitet: hier ein starres Selbstbild, dort ein dynamisches und aufgeschlossenes.
In zahlreichen Beispielen aus Berufsleben, Sport und Paarbeziehung skizziert die Psychologieprofessorin die Eigenheiten des einen Charakters und die Eigenschaften des anderen. [pagebreak]
Menschen mit starrem Selbstbild betrachten Reaktionen der Umwelt als Einstufung ihres Werts als Person und Kritik als Abwertung, Frontalangriff, Auslöschung. Ein dynamisches Selbstbild ermöglicht hingegen eine fein abgestufte Reaktionsbreite inklusive offener Kommunikation, produktivem Feedback und Wachstum.
Zustimmend zitiert sie Alfred Binet, der die ersten Tests zur Messung des Intelligenzquotienten entwickelte. Dieser schrieb 1911: “Einige moderne Philosophen behaupten, die Intelligenz eines Menschen sei eine feste Größe, die sich nicht verändern lässt. Wir müssen uns vor diesem brutalen Pessimismus hüten und dagegen angehen. Mit Übung und vor allem mit Methode gelingt es uns, unsere Konzentrationsfähigkeit, unser Gedächtnis und unsere Urteilsfähigkeit zu verbessern und buchstäblich intelligenter zu werden.”
Von Kapitel 7, “Selbstbilder sind erlernbar”, in dem sich erstaunliche Erzählungen von Förderungen in der Schule und von aktivierter Lernbegeisterung von als hoffnungslos aussortierter Schülerinnen und Schüler finden, wünschte man sich einen Sonderdruck, der in jedem Lehrerzimmer ausliegen sollte. Auf dass endlich das ins Blickfeld rückt, was eigentlich selbstverständlich und doch so schwierig ist: die nachhaltige Förderung eines Menschen zum eigenverantwortlich, lustvoll und somit erfolgreich Lernenden.
Das Buch:
Carol Dweck: Selbstbild. Wie unser Denken Erfolge oder Niederlagen bewirkt. Aus dem Englischen von Jürgen Neubauer. Campus Verlag, 2007.