Historisches in Marbach
admin | Posted 02/12/2007 | Preise und Events | Keine Kommentare »
Das Literaturarchiv Marbach übernimmt das Archiv
des Rowohlt Verlags.
Das Deutsche Literaturarchiv in Marbach am Neckar hat den ersten
Teil des umfangreichen Archivs des Rowohlt Verlags aus der Zeit ab 1948
übernommen. Es enthält zahlreiche Akten zur Verlagsgeschichte sowie wichtige
Briefe von Rowohlt-Autoren. Teile daraus werden anlässlich des 100-jährigen
Rowohlt-Jubiläums 2008 im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Zeitkapsel"
in Marbach präsentiert.
Zu dem Konvolut gehörten Briefe von Walter Mehring, Rolf
Hochhuth, Hubert Fichte, Henry Miller, Friederike Mayröcker, Reiner Kunze,
Ludwig Marcuse oder Wilhelm Genazino. Lektoratsakten zu Reihen wie "das
neue Buch", "Literaturmagazin" und "rowohlts deutsche
enzyklopädie" gehören ebenfalls zu den Unterlagen.
Zweimal wurde das Archiv des Rowohlt-Verlags durch Feuer vernichtet -
ein erstes Mal während des Zweiten Weltkriegs und ein zweites Mal, als
1970 in Reinbek ein Kino verbrannte, in das Rowohlt seine Bestände
ausgelagert hatte. Erhalten ist aus dieser Zeit der Briefwechsel
zwischen Henry Miller und dem Verlag, der den Skandal um Millers
»Wendekreis des Krebses« dokumentiert. Miller rechtfertigt sich gegen
die Vorwürfe in ausführlichen Schreiben zu seiner Poetik, berührt aber
auch persönliche Dinge wie die gemeinsame Leidenschaft für Tischtennis.
Im Foyer des Reinbeker Verlagshauses lieferten sich Miller und Heinrich
Maria Ledig-Rowohlt legendäre Tischtennisduelle, und in einem Brief an
»Dear Prince Henry« vermeldet Miller am 15. Juni 1970: »I challenged
Richard Burton to ping pong match, but am now afraid to try him – he’s
too damn good! And I don’t want to beat him, as his wife did, by
getting him drunk.«
Die Archivalien aus Reinbek ergänzen in Marbach den Sammelschwerpunkt
der literarischen Verlagsarchive. Dazu zählen die Archive der Verlage Cotta,
März, S. Fischer und R. Piper. (APA)