Eine Zeit in der Hölle

admin | Posted 13/02/2008 | Autoren | Keine Kommentare »

KZ Auschwitz: die Schuld der Überlebenden.

Shlomo Venezia ist einer der wenigen Überlebenden des Sonderkommandos von Auschwitz. Jetzt erinnert er sich.

"Es geschah nur wenige Tage nach unserer Ankunft. Ein Kapo kam zu uns und fragte, ob wir eine Zusatzarbeit verrichten könnten, er gäbe uns dafür eine doppelte Ration Suppe. Alle wollten mit ihm gehen, denn der Hunger war stärker als alles andere."

Mit diesen Worten erinnert sich Shlomo Venezia an seine Anwerbung als "Hilfskraft" im KZ Auschwitz 1944. Der 21-jährige Jude muss Leichen aus einem "Zwischenlager" mit einem Karren ins Krematorium bringen, wo sie danach verbrannt werden. Später wird er "befördert". Als Mitglied des "Sonderkommandos" soll es fortan zu seinen Aufgaben gehören, die Todgeweihten in die Gaskammer zu führen, ihnen etwas vom Duschen vorzulügen, sie zu entkleiden, die Toten dann ins Krematorium zu schaffen uns zu verbrennen. 400 bis 500 Menschen sind das täglich, darunter auch Verwandte des jungen Italieners.

Die These von der Schuld der Überlebenden ist schon oft vertreten worden, oft auch glaubwürdig. In Venezias Erinnerungen, die jetzt als niedergeschriebenes Gespräch mit der Historikerin Béatrice Prasquier vorliegen, wiegt diese Schuld ebenso schwer. Venezia, der Roberto Benigni als historischer Berater für dessen Oscar-gekrönten Film "Das Leben ist schön" attestierte, erweckt seine Zeit in der Hölle erneut zum Leben – schmerzhaft, ekelhaft, absurd und doch niemals ohne Hoffnung.

Simone Veil, selbst KZ-Opfer und spätere Präsidentin des Europäischen Parlaments, schreibt in ihrem ergreifenden Vorwort: "Jeden Tag wäre er am liebsten gestorben, und doch kämpfte er jeden Tag ums Überleben."

Shlomo Venezia: Meine Arbeit im Sonderkommando Auschwitz, Blessing, 271 Seiten, aus dem Französischen von Dagmar Mallett, 19,95

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