Erwin Koch

admin | Posted 11/02/2008 | Belletristik | Keine Kommentare »

Erwin Koch (pd)

Erwin Koch ist Schriftsteller und gehört zu den bekanntesten Journalisten. Ein Besuch bei ihm auf dem Lande bei Luzern.

Die Wirtin stellt die Musik leiser, damit man sich versteht, hier in der Wirtsstube. Erwin Koch sitzt gelassen auf der Holzbank hinter seinem Kaffee. Ja, der Erfolg von seinem ersten Roman freue ihn schon und mache auch Mut, für ein weiteres Buch. Der ganze Zirkus im Buchgeschäft befremde ihn aber etwas. Ungewohnt sei es für ihn, man müsse fast ein bisschen darbüber lachen. Als Ehemann und Vater einer angehenden Lehrerin wohnt er im Nachbardorf, in einem anderen hat er sein Schreibbüro. Er lebt vom Schreiben. Seine journalistischen Arbeiten zum Beispiel im GEO, Spiegel oder im Magazin des Tages-Anzeigers werden gern gelesen und sind schon zweimal mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis ausgezeichnet worden. Seine Quelle für eine Reportage kann eine schlichte Notiz in der Zeitung sein. Zuerst sind die Fragen da, dann wird recherchiert und bald kristallisieren sich erstaunliche Geschichten heraus. Ähnlich verlief es mit seinem ersten Roman. Die Geschichte eines Cellisten, der spielte damit man die gefolterte Frau nicht hörte, und wie daraus eine ungewöhnliche Liebe entstand. Koch erklärt: "Dazu muss ich sagen, dass der Cellist und alles, was mit ihm zu tun hat, Fiktion ist. Der ‘reale’ Mann war Architekturstudent; alles, was an Musikalischem im Roman vorkommt, ist erfunden. Den tatsächlichen Hintergrund habe ich in einer langen Reportage verraten, ‘Tango argentino’, die im Tages-Anzeiger-Magazin erschien, und auf der der Roman basiert. Auf diese Geschichte mit der realen gefolterten Frau hatte mich ein Freund aufgerksam gemacht, einer, der regelmässig El Pais liest, worin eine entsprechende Notiz stand." Dieser Stoff könnte allerdings an vielen Orten, in vielen Ländern ausgemacht worden sein – leider.


Schreiben auf dem Land

Ursprünglich war er Jurist, "aus Verlegenheit", denn was weiss man als 17-Jähriger wo’s beruflich lang gehen soll. Journalistische Ambitionen haben sich jedoch schon damals bemerkbar gemacht. Im Kanton Obwalden verbrachte er ein schöner Teil seiner Jugend. Genauer in einem Benediktiner-Internat. Reisen tut er viel, in Zürich hat er auch mal gewohnt und nun schreibt er wieder dort, wo Hase und Fuchs das Nachtleben gestalten. Die Umgebung habe keinen Einfluss auf seine Tätigkeit, es spiele ja keine Rolle ob man in der hektischen Stadt oder im bäuerlichen Umfeld vor einem weissen Blatt sitze.
Erwin Koch bestellt einen zweiten Kaffee. Im Wirtshaus spielen Pensionärinnen Karten, am Stammtisch schweigen zwei Männer. Hier im Dorf seien alle per Du, erklärt Koch, man kenne und grüsse ihn. Nein, nach dem Bucherfolg sei es nicht anders, oder doch … man grüsse ihn heute eher mit Namen.
Für den Roman hat er eigens ein Büro gemietet. So konnte er alles liegen lassen um dort weiterzufahren, wo er stecken blieb. Seine Schreibplanung könnte man als geregelten Alltag benennen. Für Koch war es ein befreiendes Schreibgefühl, endlich mal der Fantasie und der Stilistik Raum geben zu dürfen. Das Absichern der Daten, Namen oder Geschehnisse wie bei den journalistischen Texten wurde hinfällig, er konnte sich frei den Figuren, dem Plot, der Idee widmen. Ein zweites Romankonzept ist bereits in Planung. Wiederum sei eine Beobachtung der Auslöser. Warum solle er erstaunliche Geschichten erfinden, wenn sie das reale Leben liefere.

Das Spazieren im Wald tue gut, den Notizblock hat er immer mit. Und manchmal hätte er Lust Holz zu schlagen, so als Ausgleich. Doch Morgen muss er nach Hamburg fliegen, einen Preis für sein Buch abholen. Dann hat es ihn wieder, das Luzerner Seetal.


Urs Heinz Aerni

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