Wenn das Leben verrückt spielt – der erste Roman der Luzerner Autorin Angelika Waldis
admin | Posted 19/06/2008 | Belletristik | Keine Kommentare »Nach zwei Bänden mit Erzählungen, "Tu nicht so" (2004) und "Verschwinden" (2006), hat sich Angelika Waldis an einen Roman gewagt. Und es ist wahrlich eine erstaunlich dichte Erzählung geworden, in der die Schneiderin Jolie im Mief ihrer kleinbürgerlichen Familie nach ihrem todgeglaubten und todgeschwiegenen Bruder Franz sucht.
Sie bereitet das 80. Geburtstagsfest für ihre beiden an Alzheimer leidenen Eltern vor, lädt ihre Geschwister und deren Familien ein und muss erleben, wie das "fröhliche Fest" – so der letzte Satz des Romans! – zu einer entlarvenden Szene wird, die alle Gemeinheiten und Sticheleien der vergangenen Jahre nochmals schmerzlich an den Tag bringt.
Und alle werden sie nach dieser so recht missratenen Geburtstagsfeier anders in den Alltag zurückkehren. Und vielleicht wird Jolie dann auch – der Roman lässt dies offen – ihren Lieblingsbruder Franz treffen, der sich durch einen vorgetäuschten Ungkücksfall aus der Familie entfernt hat.
Mit rund 150 Seiten ein kleiner, aber durch die Meisterschaft der Sprache, ihren scharfen Beobachtungen und gekonnten Formulierungen ein "grosser" wesentlicher Roman dieses Frühlings! Man lese Angelika Waldis und entdecke eine begabte Schweizer Autorin, von der man noch viel sprechen wird!
v.zust