Schriftsteller Janwillem van de Wetering ist gestorben
admin | Posted 12/07/2008 | Autoren | Keine Kommentare »
Janwillem van de Wetering, der zu den bedeutendsten Krimiautoren des 20. Jahrhunderts zählt, ist tot. Der Autor starb bereits am vergangenen Freitag, im Alter von 77 Jahren,
nach langer Krankheit in Maine (USA), wo er seit mehr als 30 Jahren
lebte.
Van de Wetering hinterlässt seine Frau Juanita und eine Tochter. Seine Amsterdam-Krimis erschienen in der schwarzen "rororo" Taschenbuchreihe und waren das Beste, was man in dieser Art seit Ende der 70er Jahre lesen konnte.
Geboren wurde er am 12.02.1931 in Rotterdam als Sohn eines wohlhabenden Gewürzkaufmanns. 1952-1957 lebte er in Südafrika, wo er Chemikalienhändler, Immobilienmakler und Mitglied einer Motorradgang war. 1958 studierte er kurze Zeit Philosophie im City College of London und schrieb im Fischerdorf St. Ives, Cornwall, einen ersten "langatmigen und unlesbaren Roman" (van de Wetering).
Im selben Jahr ging er für 18 Monate in das zen-buddhistische Kloster Daitoku-ji in Kyoto (Japan), wo er sich unter der Leitung des Zen-Meisters Oda Sesso der Zen-Lehre und Meditation widmete. Ab 1960 arbeitete er wieder als Großhändler in Kolumbien und Peru, später mit seiner zweiten Frau Juanita, die er in Kolumbien kennengelernt hatte, in Australien.
1966 kehrte er nach Amsterdam zurück, wo er die Firma seines Vaters übernahm, setzte seine Zen-Studien fort und war eine bekannte Kontaktadresse für Zen-Adepten. In seiner Freizeit arbeitete er sieben Jahre lang abends und an den Wochenenden als Aushilfspolizist, wobei er die Prüfungen zum Seargent und Lieutenant ablegte. In Amerika setzte er bei dem bekannten Zen-Meister Walter Nowick und in Schottland bei dem Tibeter Chögyam Trungpa Rinpoche seine spirituelle Suche fort.
1974 begann er mit seiner Krimireihe um die Polizeibeamten Grijpstra, de Gier und den namenlosen Commissaris, die in Amsterdam, teilweise auch in Amerika, Japan und Übersee spielen. Van de Wetering siedelte 1975 mit seiner Frau nach Amerika über, wo er in Surry an der Küste von Maine, in der Nähe der kanadischen Grenze, als Schriftsteller, Skulpturenkünstler und Übersetzer lebte.
Sein Werk erschien bisher in 23 Sprachen. Auszeichnungen, waren unter anderem der "Swedish Royal Mystery Prize" (1979); "Boekenweekgeschenk" (1980); "Grand Prix de la Litérature Policière" (1984).
Seinen weltweit größten Erfolg feierte van de Wetering mit dem Roman "Massaker in Maine" (1979). Neben seinen Kriminalromanen schrieb er Bücher über den Buddhismus, wie "Der leere Spiegel" (1981). Zu seinem Werk gehört auch eine Kinderbuchreihe um "Stachel-Charlie".
Sein letztes Buch, die Novelle "Der Freund, der keiner war", wird im Dezember im Rowohlt Verlag erscheinen.
Der Freund, der keiner war: Kriminalnovelle
von Janwillem van de Wetering
Übersetzer: Klaus Schomburg
96 Seiten
Der Bankierssohn Johan und sein Freund Henri wachsen zusammen im Rotterdam der 30er Jahre auf. Als die Nationalsozialisten die Niederlande besetzen, wird Henri zum Nazi-Mitläufer. Johan jedoch hält zu den jüdischen Freunden der Familie. Eines Tages kommt es zu einem Unglück mit tödlichem Ausgang, und Johan muss sich fragen, wie groß seine Schuld am Tod Henris ist.