Bukowskis Übersetzer liest den Meister
admin | Posted 24/10/2008 | Autoren | Keine Kommentare »
Ohne ihn wäre der "Dirty old Man" in Deutschland wohl nie so berühmt geworden – Carl Weissner. Jetzt liest der Bukowski-Übersetzer Texte des Meisters in Duisburg.
Charles Bukowski , 1920 in Andernach geboren, lebte seit seinem zweiten Lebensjahr in Los Angeles.
Er galt politisch korrekten Kritikern lange als der "dirty old man" der amerikanischen Literatur.
Doch sein Roman "Der Mann mit der Ledertasche" zum Beispiel ist schlicht eine großartige Erzählung über Bukowskis eigene Erfahrung als Briefträger bei der amerikanischen Post.
Da berichtet ein Underdog mit Witz und ironischer Schlagkraft über sein Hundeleben und darüber, wie er unmenschliche Normen anarchisch unterläuft.
Auch seine Stories wie "Kaputt in Hollywood" oder seine "Gedichte die einer schrieb bevor er im 8. Stockwerk aus dem Fenster sprang" inspirierten ganze Generationen junger Literaten.
Nicolas Born schrieb: "In dem Band stehen einige der besten Gedichte, die ich in den letzten Jahren gelesen habe."
Bukowski selbst hat einmal behauptet, dass er höchstens die Hälfte seiner Gedichte für gelungen halte, von denen er in mal mehr mal weniger stark durchzechten Nächten eine große Menge produzierte.
Bukowskis Freund und deutscher Übersetzer Carl Weissner hat diesen hohen Qualitätsanspruch zum Maßstab genommen für die Zusammenstellung seiner neuen Bukowski-Sammlung "Letzte Meldungen. Neue Gedichte", die 2007 im Verlag Zweitausendeins erschienen ist.
Die sorgfältig ausgewählten Texte in diesem Band entstanden vorwiegend in den siebziger und achtziger Jahren und sind zum Teil die letzten, bisher im deutschen Sprachraum noch unveröffentlichten Gedichte des 1994 verstorbenen Meisters des amerikanischen literarischen Undergrounds.
Carl Weissner mailte dem Veranstalter, dem Duisburger "Hundertmeister": "eine stunde fünfzehn lesen? kein problem. mein vorschlag: eine halbe stunde bukowski-gedichte (aus dem neuen band bei 2001, "letzte meldungen") und in der zweiten halben stunde eine reportage von mir über bukowskis beerdigung (eine der besten und lebendigsten, die ich bisher mitgemacht habe; nicht zuletzt dank der mitwirkung von sean penn…).
vielleicht lese ich die letzte viertelstunde aus dem bukowski-heft der DDR-Lyrik-Kiosk-Serie ‘Poesiealbum’ – man könnte fast meinen, der DDR-zensor hätte damals an unserem autor einen narren gefressen; die auswahl war jedenfalls überraschend."
Carl Weissner studierte Anglistik in Heidelberg und Bonn, ging mit einem Fulbright-Stipendium in die USA und übersetzte anschließend seine amerikanischen Freunde ins Deutsche: Nelson Algren, William Burroughs, Charles Bukowski, Allen Ginsberg; dazu die Songtexte von Bob Dylan und Frank Zappa.
Als Literaturagent vertrat er Bukowski, Paul Bowles und John Fante in ganz Europa.
Er lebt in Mannheim und schreibt mit zwei amerikanischen Kollegen einen Internet-Roman.
29. Oktober, 20 Uhr, Kulturzentrale HundertMeister, Duisburg, Dellplatz 16a
Eintritt 9