Max Goldt erhält den Kleist-Preis 2008
admin | Posted 23/11/2008 | Autoren | Keine Kommentare »
Der Berliner Satire-Autor, Comic-Texter und Musiker Max Goldt wird mit dem diesjährigen Kleist-Preis geehrt. Der
Autor Daniel Kehlmann ("Die Vermessung der Welt") habe als
Vertrauensperson der Jury Goldt für die Auszeichnung ernannt, teilte
die Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft mit.
Der 1958 in Göttingen geborene Goldt habe als Kolumnist der Zeitschrift "Titanic", Essayist und Prosakünstler den deutschen Alltag bis "zur Kenntlichkeit entstellt", hieß es zur Begründung. Mit seinem Witz, Scharfsinn und ästhetischen Urteilsvermögen sei er dem Sprachkritiker Karl Kraus (1874-1936) vergleichbar.
Der Kleist-Preis 2008 an Max Goldt wird am 23. November 2008 in Berlin. Die Laudatio hält Daniel Kehlmann.
Der Preis wurde erstmals 1912 anlässlich des 101. Todestages von Heinrich von Kleist auf Anregung von Fritz Engel (1867-1935), Redakteur des Berliner Tageblatts, durch die Kleist-Stiftung vergeben.
Der Kleist-Preis war die bedeutendste literarische Auszeichnung der Weimarer Republik. Die Kleist-Stiftung wurde 1933/1934 unter ungeklärten Umständen aufgelöst.
Bedeutende Preisträger dieser Epoche waren unter anderem Arnold Zweig, Agnes Miegel, Walter Hasenclever, Bertold Brecht, Robert Musil, Ernst Barlach, Carl Zuckmayer, Anna Seghers und Else Lasker-Schüler.
1985 wurde auf der Jahrestagung der 1962 neu gegründeten Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft beschlossen, den Preis wieder zu vergeben.
Auch in der erneuerten Stiftung entscheidet eine jährlich bestimmte Vertrauensperson darüber, wem der Preis zuerkannt wird. Zwischen 1994 und 2000 wurde der Preis nur jedes zweite Jahr vergeben, seitdem wieder jährlich.
Bisherige Preisträger waren seit dem unter anderem Alexander Kluge, Thomas Brasch, Heiner Müller, Ernst Jandl, Albert Ostermaier und Daniel Kehlmann.
Max Goldt wurde 1958 in Göttingen geboren, er lebt in Berlin.
Zuletzt veröffentlichte er "Mind-boggling", zwei wichtige Best-of-Kollektionen und den hochgelobten "Krapfen auf dem Sims".
Goldt, der seit 1989 Kolumnen für "Titanic" schreibt, ist außerdem Musiker und verfasst Hörspiele und Comics. 1997 wurde ihm der Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor verliehen, 1999 der Richard-Schönfeld-Preis für literarische Satire.
Sein neuestes Buch trägt den Titel "QQ".
Schon in seinem letzten Buch hat Max Goldt, umsichtiger Schriftsteller, der er ist, das Grund- und Hauptmotiv seines neuen Buches angekündigt:
MODERATOR: Warum legen eigentlich heute so viele Frauen Wert darauf, möglichst gemein zu sein? Jede noch so biedere Seriendarstellerin sagt im Fernsehen, dass sie am liebsten bitterböse sei, und selbst meine gute Mutter liest nur noch Bücher, in denen Frauen ihre Gatten im Schornstein einmauern.
PETRA HIPPROTH (Krimiautorin): Ach, das sind halt ins Ritualhafte abgedriftete Überbleibsel eines einstmals berechtigten Widerstands gegen das Postulat des Sanften. Alter Käse, streng genommen. Das wird sich schon wieder beruhigen. Ich bewege mich schon seit längerem davon weg, ich verspüre mehr so einen Drall in Richtung QQ.
MODERATOR: QQ? Sie verwenden heute ziemlich exotische Ausdrücke.
PETRA HIPPROTH: Kennen Sie nicht QQ? Das steht für "quiet quality" – stille Güte. Ein neues Schlagwort aus den USA für alles, was nicht schreit und spritzt. Da ich mir allerdings einmal eine schöne Wohnung im Augustinum leisten möchte, also in einem dieser Altersheime für gutsituierte Leute mit ein bisschen Hirn, habe ich mir ausgerechnet, dass ich noch fünf Jahre schreien und spritzen muss, und dann kann’s losgehen mit QQ.
Hier finden Sie eine Leseprobe.
QQ von Max Goldt
Broschiert: 155 Seiten