Der Struwwelpeter
admin | Posted 09/04/2009 | Uncategorized | Keine Kommentare »1844 suchte der Arzt Heinrich Hoffmann nach einem Bilderbuch als Weihnachtsgeschenk für seinen damals dreijährigen Sohn Carl, fand aber nichts, was ihm für ein Kind dieses Alters passend erschien. Hoffmann kam schließlich mit einem leeren Schreibheft zurück und beschloss, selbst für seinen Sohn ein Bilderbuch zu schreiben bzw. zu zeichnen. So entstand der "Struwwelpeter".
Er ergänzte Geschichte um Geschichte, vervollständigste bereits existierende Zeichnungen.
Es war schließlich der befreundete Verleger Zacharias Löwenthal (später
Carl-Friedrich Loening), der Hoffmann zur Veröffentlichung bewegen
konnte.
1845 erschien das Buch zum ersten Mal im Druck unter dem Titel "Drollige Geschichten und lustige Bilder für Kinder von 3-6 Jahren",
aber seit der 4. Auflage (1847) schließlich unter dem Titel "Struwwelpeter".
Seit 1858 erschien das Buch mit veränderten
Darstellungen. Bei der Erstveröffentlichung hatte Hoffmann noch das
Pseudonym Reimerich Kinderlieb benutzt.
Da der Struwwelpeter ursprünglich buchstäblich zum Zerreißen gedacht war, existiert heute keine guterhaltene Erstausgabe.
Der Band vom Reclam Verlag bietet alle Zeichnungen
in Farbe und erstmals die Texte der Buchausgabe von 1859.
Etwas merkwürdig ist
das schon, denn eigentlich wurde mit dem Struwwelpeter "ein unbestreitbar
dilettantisches Produkt zum Klassiker", so Peter von Matt in seinem
Nachwort.
Dennoch tummeln sich der Zappel-Philipp, Hans
Guck-in-die-Luft, Paulinchen mit dem Feuer, der Fliegende Robert oder
der titelgebende Struwwelpeter selbst seit nunmehr gut 160 Jahren
höchst lebendig in den Kinderzimmern.
Der Struwwelpeter
von Heinrich Hoffmann
Broschiert: 64 Seiten
Verlag: Reclam jun. , Philipp, Verlag GmbH (30. März 2009)
ISBN-10: 3150185696
ISBN-13: 978-3150185698
Preis: EUR 3,60
Ein anderes Werk, das sich mit dem Struwwelpeter beschäftigt ist "Der Struwwelpeter. Dichtung und Deutung – Eine psychoanalytische Studie" von Anita Eckstaedt
Kinder brauchen Märchen, weil sie Geschichten brauchen, die sie in die Drastik des Lebens einführen und auf einer stilisierten Ebene innere Konflikte verarbeiten lassen. Auch der Struwwelpeter bietet Geschichten an, in denen es um Leben und Tod geht, Geschichten, die nach wie vor von Kindern und Erwachsenen gelesen und vorgelesen werden.
Anita Eckstaedt geht in diesem Klassiker der psychoanalytischen Deutung, der zum Heinrich-Hoffmann-Jubiläum in einer einmaligen Sonderausgabe vorgelegt wird, den Bedingungen für die weltweite Wirkung dieses wohl bekanntesten Kinderbuches aller Zeiten auf den Grund.
Die Authentizität und Überzeugungskraft der Hoffmannschen Bilderwelt sieht sie in der Biographie des Autors gegründet, der sich, ohne Mutter aufgewachsen, die jedes Kind bewegende Frage: "Bin ich gut oder böse?" – und infolgedessen: "Liebst du mich oder nicht?" – mit existentieller Intensität gestellt haben muß.
Die verschiedenen Struwwelpeter-Figuren haben Sündenbockfunktion; sie sind Negativprojektionen jenes einen Kindes, das Heinrich Hoffmann war.
Und wird zwischen den Zeilen und Bildern der einzelnen Struwwelpetergeschichten eine ganz andere Erzählung lesbar: die von Heinrich Hoffmanns eigener Kindheit.
Anita Eckstaedt hat neben "Struwwelpeter. Dichtung und Deutung" weitere bedeutende populäre Wissenschaftsbücher veröffentlicht, die große Resonanz erfahren haben, insbesondere "Zeit allein heilt keine Wunden. Psychoanalytische Erstgespräche mit Kindern und Eltern" (1980) und "Nationalsozialismus in der ‘zweiten Generation’. Psychoanalyse von Hörigkeitsverhältnissen" (1989).
Der Struwwelpeter. Dichtung und Deutung
Eine psychoanalytische Studie
von Anita Eckstaedt
Broschiert: 227 Seiten
Verlag: Suhrkamp (4. März 2009)
ISBN-10: 3518420771
ISBN-13: 978-3518420775
Preis: EUR 14,90