Grendel
admin | Posted 17/04/2009 | Belletristik | Keine Kommentare »
In diesem Klassiker der phantastischen Literatur erscheint die altenglische Sage unter vertauschten Vorzeichen. Gardners Meisterwerk erzählt von Mächtigen und Ohnmächtigen, von Tätern
und Opfern, es erzählt aber auch von den Möglichkeiten der Literatur
und der Fantasie – mit einer Sprachgewalt, die ihresgleichen sucht.
Gardner schreibt aus der Perspektive Grendels, des Monsters, eines wilden und einsamen Wesens, das mit seiner Mutter in einer Höhle lebt.
Grendel ist hin- und hergerissen zwischen seinem wilden, animalischen Tötungstrieb und einem herausragenden Verstand, der ihn zur Sprache und zu einem komplexen Verständnis der Welt befähigt.
Er wird zum Beobachter der Veränderung seiner Umgebung durch die Menschen, als diese den Wald nahe seiner Höhle besiedeln.
In der Beobachterposition demaskiert Grendel die Menschen in ihrem Widerspruch zwischen Sein und Schein.
Grendel betrachtet ihr Tun, das zumeist in Krieg mündet, hört Traktate
über die Welt, die von unangepassten Wesen bedroht werde. Erzählkunst,
erkennt Grendel, verändert alles.
Dabei geht es Gardner nicht allein um das Thema Gewalt, sondern auch um die Ausformungen staatlicher Macht, um die Herausbildung gesellschaftlicher Ordnung mit all ihren Schattenseiten und um die Macht der Legenden und Mythen, die alle Zeit überdauern.
Ein wunderschöner und heftiger Roman über menschliches Handeln, Schwätzen, Unschuld, Schuld und Wildheit.
Auf Grundlage des Romans Grendel entstand mit einem Libretto von Julie Taymor und J D. McClatchy und Musik von Elliot Goldenthal die Oper Grendel, die 2006 von der L. A. Opera uraufgeführt wurde.
John Gardner heiratete 1980 die Poetin Elizabeth Rosenberg, eine Ehe, die später geschieden wurde. Sein tödlicher Motorradunfall geschah wenige Tage vor der geplanten Hochzeit mit Susan Thornton.
Deren 2000 erschienene Memoiren “On Broken Glass: Loving and Losing John Gardner” beschreiben die Beziehung der Autorin mit Gardner.