«Lila, Lila»:
Petra Bohm | Posted 14/12/2009 | Preise und Events | Keine Kommentare »
Bestseller-Verfilmung mit Daniel Brühl
Er ist ein schüchterner Typ, dabei würde der Kellner David Kern (Daniel Brühl) so gerne einmal im Mittelpunkt stehen. Für die Gäste, die er im Café bedient, scheint der stets dienstbare Geist ein nahezu unsichtbarer Statist zu sein. Auch die Literaturstudentin Marie (Hannah Herzsprung) interessiert sich nicht die Bohne für David, bis ein Zufall den Schattenmann ins grelle Rampenlicht rückt.
In einer Kommode vom Flohmarkt findet David ein Manuskript aus den 50er Jahren, das er Marie, in die er schwer verknallt ist, zu lesen gibt. Die ist begeistert, verliebt sich prompt in den vermeintlichen Autor, schickt den Roman mit dem Titel «Sophie, Sophie» zu einem Verlag, und kurze Zeit später hat sich der kleine Kellner in einen neuen Stern am Literaturhimmel verwandelt.
Der Schweizer Regisseur Alain Gsponer («Rose», «Das wahre Leben») erzählt in seiner gut besetzten Adaption von Martin Suters Bestseller die märchenhafte Geschichte eines modernen Felix Krull aus der Berliner Boheme. «Lila, Lila» oszilliert ganz hübsch zwischen romantischer Komödie und Satire auf die Eitelkeiten des Literaturbetriebs, bleibt aber unterm Strich viel zu brav und betulich.
Dem netten Buch-Hochstapler gönnt man die Affäre mit der eher schnippischen Marie von Herzen, aber natürlich darf sich der unbedarfte «Jungautor», der bei einer Lesung nicht einmal «Rendezvous» richtig aussprechen kann, nicht lange in seinem Ruhm sonnen. Eines Tages taucht der reichlich zwielichtige Jacky (Henry Hübchen) auf und behauptet, er kenne den wahren Autor von «Sophie, Sophie», wolle aber die Wahrheit gerne für sich behalten – wenn denn der Preis stimme. Der durchtriebene Jacky weiß genau, dass man mit Davids jugendlichem Charme und dessen Naivität sehr gut sehr viele Bücher verkaufen kann. Es zählt eben nicht der Inhalt, sondern nur die Verpackung.
Viel weiter als bis zu diesem schlichten Fazit kommt der Film leider nicht, und dies ist schade, weil die Schauspieler sich alle Mühe geben, der Geschichte vom geliehenen Ruhm Leben einzuhauchen. Daniel Brühl («Good Bye Lenin!») gibt, wie schon so oft, den burschikosen, reichlich naiven Sympathieträger, dem man einfach nicht böse sein kann – auch wenn er sich mit seiner neuen Rolle als Bestsellerautor erstaunlich pragmatisch einrichtet.
Dagegen darf Henry Hübchen nach seinen Auftritten in Dani Levys «Alles auf Zucker!» (2005) und Andreas Dresens «Whisky mit Wodka» (2009) bereits zum dritten Mal den durchtriebenen Schlawiner spielen, der auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten gnadenlos seine eigenen Schäfchen ins Trockenen bringt. Bleibt die coole Newcomerin Hannah Herzsprung («Vier Minuten»), die ihren schüchternen Freund sehr überzeugend und resolut die Karriereleiter hinaufschubst. Manche sind halt zum Glück verdammt.
© Johannes von der Gathen/dpa