Herzlichen Glückwunsch, Thomas Mann!
Frauke Schlieckau | Posted 06/06/2010 | Autoren | Keine Kommentare »
Zurecht merkt Reinhard Pabst in Thomas Mann in Venedig an: „Nicht von ungefähr sind Schwellen – und ihre Übertretung – ein Leitmotiv der Erzählung Der Tod in Venedig.“
Venedig war für Thomas Mann eine zweite Vaterstadt, das Lübeck an der Adria, eine Stadt der Todesvornehmheit, die ihn über alle Maßen inspirierte. Alle Erscheinungen seiner Novelle um den Dichter Gustav von Aschenbach der hier am schmalen Sandstrand unerhörter Weise sein Herz an den jungen Knaben Tadzio verschenkt und an seiner Todesverliebtheit zu Grunde geht, darauf wies Thomas Mann explizit hin, entsprechen der Wahrheit und folgen der Reisewirklichkeit des Autors.
Das erste Mal trieb es Thomas Mann mit 21 Jahren nach Venedig. Von diesem Zeitpunkt an kehrte er immer wieder in die Lagunenstadt zurück. Oft, zum Beispiel 1911, verbrachter er hier den Mai. Seinen Geburtstag wollte er am Lido scheinbar allerdings nicht abwarten, die Abreise legte er, wohlwissend schon bald wiederzukehren, auf den 2. Juni 1911. Die Ankunft in der Stadt, sie blieb für ihn stets ein Glücksgefühl. „Ich ging an Bord in Venedig … Mein Gott, mit welcher Bewegung sah ich die geliebte Stadt wieder, nachdem ich sie dreizehn Jahre lang nur im Herzen getragen! (…) Ich hörte wieder ihre Stille, das geheimnisvolle Anschlagen des Wassers an ihre schweigenden Paläste, ihre Todesvornehmheit umgab mich wieder (…) Die Gondolieri tauschten ihren Ruf. Ich war zu Hause …“
Wo anders als hier am Lido sollte man also das Glas auf einen der großen Deutschen Schriftsteller erheben? Für alle, denen das Glück heute hier zu sein nicht vergönnt ist, bleibt nur die Möglichkeit mit seiner Literatur auf Reise zu gehen und sich mit Der Tod in Venedig und Thomas Mann in Venedig auf seine Spuren zu geben.
Titel:
Thomas Mann in Venedig. Eine Spurensuche mit zeitgenössischen Fotografien.
ISBN-13:
978-3458347972
Autor:
Pabst, Reinhard
Verlag:
Insel