Neu im Kino: Pippa Lee
Petra Bohm | Posted 24/06/2010 | Belletristik | Keine Kommentare »Rebecca Miller, die Tochter des Dramatikers Arthur Miller hat ihren gleichnamigen Roman mit Starbesetzung selbst verfilmt. Höhen und Tiefen im Leben einer amerikanischen Frau, die lange ihre Vergangenheit verdrängt und sich selbst etwas vorgemacht hat. Auch wenn der Ausgangspunkt der Handlung sicherlich nicht einfach autobiographisch ist, dürften die Szenen aus der Jugend – die Tochter von Arthur Miller war schon früh Schauspielerin – kaum weniger aufregend gewesen sein als das ihrer Protagonistin Pippa Lee.
Nur oberflächlich betrachtet führt diese ein perfektes Leben. Als leuchtendes Beispiel weiblichen Gleichmuts steht sie ihrem 30 Jahre älteren Ehemann zur Seite, ist stolze Mutter zweier Kinder und ihren Wegbegleitern eine treue Freundin und Vertraute. Doch nach dem Umzug in ein Rentnerresort in Connecticut erlebt sie ein Coming-Out der besonderen Art: Pippa entwickelt eine kuriose Schlafstörung – und muss sich schliesslich eingestehen, dass sie nur eine Lüge lebt.
Tatsächlich nämlich kann die Protagonistin wie die Autorin auf eine mehr als bewegte Vergangenheit zurückblicken, zu der Eskapaden der erotischen Art genauso gehören wie eine unkonventionelle Mutter, die ihr Hausfrauendasein mit Pillen verschönt, und der theatralisch inszenierte Selbstmord einer exzentrischen Rivalin.
Es ist durchaus fesselnd auf der Leinwand zu beobachten, wie diese äusserlich perfekte Vorstadt-Hausfrau zwischen geschickt eingearbeiteten Rückblenden und mit Hilfe ihres neuen Nachbarn (Keanu Reeves) die Frau hinter ihrer eigenen Maske entdeckt. Das liegt nicht zuletzt an Robin Wright Penn, die ihrer Protagonistin glaubhafte Nuancen einhaucht. Wunderbar wie immer auch Winona Ryder, Monica Bellucci, Maria Bello oder Julianne Moore als lesbische Fotografin.
Trotzdem würde man sich wünschen, die Autorin hätte ihren eigenen Roman mit noch mehr Spannung, Abgründigkeit und Tiefe adaptiert – so bleiben viele Szenen brav und harmlos. Auch werden nicht alle angedeuteten Geheimnisse schlüssig gelüftet – und so bleibt ein Rat für alle Kinozuschauer: selber lesen!
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