“Sorry” von Zoran Drvenkar
Bettina Apelt | Posted 02/06/2010 | Krimis | Comments OffRechtfertigt eine Entschuldigung einen Mord?
Vier Freunde haben kurz nach der Quarter-Life-Crisis ein erhebliches Problem, der Erfolg im Medien-Bücher-Graphik-Wirbel hat sich bei einem Teil noch nicht ein-, bei einem Teil schon wieder ausgestellt.
Da trifft es sich gut, dass die vier Berliner in dem soeben als Taschenbuch erschienen Thriller “Sorry” nach einigen Flaschen Alkohol nicht nur wehmütig Erinnerungen austauschen, sondern auch neue Ideen gebären. Entschuldigungen sind das neue Geschäft: Anderen gegen Geld das Gewissen erleichtern. Rausgezogen aus dem Bad des Selbstmitleids und hinein in das Vergebungsuchen für andere: Das klappt ganz gut.
So entschuldigen sie sich bei sitzengelassenen Affären, bei falsch verdächtigen Exmitarbeitern und bei einer Reihe von Leuten, deren Anliegen sie mehr oder weniger betrifft. Sie zimmern sich eine Existenz zu Recht, die so eigen ist, dass man sich als Leser schon geneigt fühlt, sich auserwählt zu betrachten, um dann Zeuge des Scheiterns zu werden.
Vier Leute, die die Tat eines Mörders entschuldigen müssen und dann noch eine. Es geht einher mit Erpressung und der Leser fühlt mit. Fühlt mit und ist eingekesselt in der eigenen Welt ohne Zeit und Raum der vier Getriebenen in Wannsee. Wer wird sterben, was ist dran an der Erpressung und wer ist vor allem diese ominöse eingesperrte Person, die immer am zweiten Zeitstrahl im Kofferraum mitfährt?
Fast glaubt man schon, der Autor – unbedingt merken: Zoran Drvenkar – hat sich verzettelt und ist dann am Ende, wie es so schön heißt: Überrascht.
Die vier Freunde haben sich minimiert, die Sorgen multipliziert und die Krise scheint erst anzufangen…
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