Der Schrecken der Liebe
Bettina Apelt | Posted 21/07/2010 | Belletristik, Krimis | Keine Kommentare »Furchtbar lieb hab ich dieses Buch, das sich „furchtbar lieb“ nennt und von Helen FitzGerald geschrieben wurde. Dabei hat es gar nicht so gut begonnen mit uns beiden. In Zeitschriften bin ich so häufig über das Buch gestolpert, dass ich es schon fast nicht mehr lesen wollte, bevor ich es in den Händen hielt. Es erinnerte mich ein bisschen an „Apples“ (Richard Milward): Viele Pillen, Großbritannien und viel Sex. Auch ein wenig Ähnlichkeit mit „Cold Water“ (Gwendoline Riley): Viel Sex und viel Alkohol in Manchester. So viel interetextueller Wahnsinn macht mir eher Angst, als dass es mir ein Buch näher bringt. Doch hier sollte es mich täuschen.
Gleich vorweg: Wir sind in Schottland. Ja, es werden Drogen konsumiert. Ja, Depressionen und Aggressionen werden geschürt und ja, es ist schon ganz schön verzwickt, wie sich zwei beste Freundinnen da durch ihr Leben plagen. Die liebe und langweilige Sarah, mit der verkorksten Kindheit, die sich ihr Leben zurecht schminken möchte und jahrelang nur darauf wartet schwanger zu werden. Und Krissie, die Quotenchaotin, die bunte Tabletten aufregender findet als die Antibabypille und plötzlich mit Kind da steht.
Die Freundschaft scheint angeknackst, aber dennoch: Beide machen sich auf dem Weg zu einem gemeinsamen Zelturlaub. Die eine einen Fön und einen semitreuen Ehemann im Gepäck. Die andere postnatale Depressionen und einen sehr ausgeprägten Sexualtrieb. Eine Woche lang schwelgen die drei (zwei Freundinnen plus Ehemann) mehr oder weniger harmonisch in Erinnerung. Dann scheint nur noch einer am Leben und der überraschte Leser merkt – Gut, der Klappentext hat es vorher schon verraten – dass es sich hier um einen Krimi handelt. Wie bei einer Schnitzeljagd hat die Autorin Spuren gelegt und plötzlich wird klar, wie gefährlich das sein kann mit der Liebe. Wenn man sich zu doll lieb hat, ist das mitunter ganz furchtbar.