Angerichtet
Tanja Wekwerth | Posted 24/08/2010 | Die Redaktion empfiehlt | Keine Kommentare »Wenn ein Herr Koch ein Buch schreibt, auf dessen Cover eine leckere Hummerschere zu sehen ist und das “angerichtet” heisst, könnte man denken, dass es sich um ein Kochbuch handelt.
Falsch gedacht!
Anrichten können auch Eltern einiges und man muss sich beim Lesen dieses aufwühlenden Romans immer wieder fragen, wie weit Elternliebe gehen darf.
Alles fängt ganz harmlos in einem erstklassigen Restaurant an: zwei Brüder und ihre Frauen sitzen dort, plaudern über dies und das. Aber eigentlich geht es um die Zukunft ihrer Söhne.
Die beiden Fünfzehnjährigen haben etwas getan (etwas “angerichtet”!), das schwerwiegende Folgen für den Rest ihres Lebens haben kann.
Während des Essens eskalieren die Emotionen, brechen schlecht verheilte Wunden auf und auch die alte Bruderzwistigkeit hockt, schwer verdaulich, wieder auf dem Tisch.
Dieser europäische Jahresbestseller 2009 (Platz eins der niederländischen Bestsellerliste) fordert den Leser auf jeder Seite neu heraus. Man wird noch vor dem Dessert in ein Familiendrama erster Klasse gesaugt, aus dem man völlig geschüttelt wieder auftaucht. “Angerichtet” vergisst man nicht so schnell.
Ein Roman, der lange nachhallt.