Lew Tolstoi 1828 – 1910
Petra Bohm | Posted 20/11/2010 | Autoren | Keine Kommentare »Heute jährt sich der Todestag des russischen Autors zum 100. Mal. Nicht nur in Russland werden Leben und Werk wieder neu aufgearbeitet – pünktlich zum Tolstoi-Jahr 2010 liegen mit “Krieg und Frieden” und “Anna Karenina” die beiden großen Romane Lew Tolstois in Neuübersetzungen vor – zahlreiche Ausstellungen laden ein.
Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi wurde am 9. September 1828 auf dem Gut Jasnaja Poljana geboren. 1844 begann er orientalische Sprachen und Rechtswissenschaften zu studieren, brach sein Studium jedoch 1847 ab. 1857 unternahm Tolstoi eine Reise nach Westeuropa, die ihn in die Schweiz, nach Frankreich, Italien und Deutschland führte. In seiner literarisch fruchtbarsten Phase entstanden dann die beiden großen Romane Krieg und Frieden (1868) und Anna Karenina (1877), die seinen Weltruhm begründeten.
Lew Tolstoi wurde einerseits zu Lebzeiten von der Bevölkerung wegen seines sozialen Engagements verehrt wie ein Heiliger, andererseits exkommunizierte ihn die damals allmächtige orthodoxe Kirche wegen seiner radikalen religiösen Ansichten. Als er Mitte 50 war, erklärte er seine Romane wie “Krieg und Frieden” und “Anna Karenina”, die ihn reich und in der ganzen Welt berühmt gemacht hatten, für Schund und widmete sich ganz seiner Lehre von einem besseren Leben in Askese. Scharenweise kamen daraufhin Sinnsuchende von überall her, um nach seinen Regeln zu leben, doch er fühlte sich zunehmend von diesen “dunklen Gestalten”, wie er sie nannte, bedrängt. 1901 lehnte er den Nobelpreis ab. Tolstoi entfernte sich mehr und mehr von seiner Familie. Am 10. November 1910 brach der damals 82-Jährige überstürzt zu einer Reise mit unbekanntem Ziel auf. Zehn Tage später starb er in einem Bahnwärterhäuschen in dem Dorf Astapowo, mitten im Nirgendwo.
Wer mehr über den weltberühmten Autor wissen will:
Heute Abend um 21.55h bringt 3sat die Erstausstrahlung von “Reise zu Tolstoi”.
Der Film begleitet Lena Gorelik auf ihrer Reise zu Tolstoi. Die Autorin besucht das herrschaftliche Tolstoi-Haus in Moskau, das riesige Landgut in Jasnaja Poljana und den Todesort Leo Tolstois. Sie trifft Experten wie den Ururenkel des Dichters, Wladimir Tolstoi, und sie fragt Menschen aus der russischen Bevölkerung nach ihrem Bild von Tolstoi. Dabei gewinnt sie nicht nur überraschende neue Erkenntnisse über sein Leben, sie lernt auch ein Land kennen, das sich nach wie vor schwer tut mit dem großen Erbe eines seiner berühmtesten Söhne.
Das Museum Strauhof in Zürich zeigt noch bis zum 28. November eine Ausstellung.
Diese bietet in einem biographischen Bogen vertiefte Einblicke in Leben, Werk und Denken Lew Tolstois.
Vom 22. bis 26. November finden auf Schloss Elmau im oberbayerischen Elmau die “Tolstoi-Tage – eine Würdigung zum hundertsten Todestag” statt. In mehreren Veranstaltungen, Lesungen und Vorträgen werden Tolstois Leben und Werk vorgestellt.
Bis zum 30.01.2011 ist im Literaturhaus München die Ausstellung »Ein Licht mir aufgegangen« zu sehen, die Tolstois 82jähriges Leben, seine Arbeit, seine Wandlungen und Widersprüche dokumentiert.
“Willst du glücklich sein im Leben, dann sei es!” Lew Tolstoi