Mord ist Kunst
Bettina Apelt | Posted 03/11/2010 | Krimi | Keine Kommentare »Literatur wird geschrieben und gelesen, Bilder werden gemalt und schmücken Wohnungen, Filme werden gemacht und – im Idealfall – auch geschaut. Ja, das ist gemeinhin Kunst oder zumindest irgendeine Form davon. Was das alles mit einem Krimi zu tun hat? In Marina Heibs Krimi „Puppenspiele“ arbeitet auch der Mörder wie ein Künstler und wird beobachtet. Er insziniert den Mord oder besser gesagt einen nach dem anderen. Tötet junge Frauen, reißt ihnen das Herz heraus, vernäht es stümperhaft, enthaart die toten, jungen Frauen und färbt sie mit Puder ein.
Der Mörder, von dem der Leser wenig weiß, schickt seine Leichen per Post an die Freakshow von Zirkus Krone oder an eine gespenstische Abteilung des Berliner Madame Tussauds. Abteilungen, die es nicht gibt, die aber die gruselige Absicht vermuten lassen: Schock und Irritation an allen Stellen. Der gutaussehende Mörder – soviel weiß der Leser – ist in ganz Deutschland unterwegs und vollendet sein Werk. Auf den Spuren sind ihm – neben dem schon aus früheren Büchern Heibs bekannten Ermittlerteam um Christian Beyer – Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachgebieten, die seine Gedanken analysieren. Die Mutter eines der Opfer, eine Psychologiestudentin und eine Chemikerin, die irgendwie mit der Geschichte verbunden scheint, versuchen sich – unabhängig voneinander – das Täterprofil zusammenzureimen.
Metapher sticht Kommissar, vielleicht
Mit Metaphern versuchen sie ihm auf die Schlinge zu kommen. Ein angehender Kulturredaktuer, zeigt Achtung vor der Bildhaftigkeit und allerorts in Deutschland wird sich gegruselt. Kein Wunder, schließlich tauchen die Herzen auch wieder auf. Trotz vieler Schauplätze und vieler Protagonisten wird der Leser nie überfordert, sondern die Spannung steigt und zu später Stunde sollte der ängstliche Leser nicht mehr alleine in den Kühlschrank schauen. Hier wird es nämlich nicht – wie vielleicht vermutet – platt, sondern wirklich gruselig.