Wiederentdeckt: Buddenbrooks von Thomas Mann
Petra Bohm | Posted 21/11/2010 | Autoren, Belletristik | Keine Kommentare »Im Jahr 1901 veröffentlichte Thomas Mann im Alter von 26 Jahren seinen ersten Roman “Buddenbrooks. Verfall einer Familie”. Das Debüt sorgte schon damals für Aufsehen – einer der ersten berühmten Rezensenten, Rainer Maria Rilke, schrieb über den jungen Autor: “Man wird sich diesen Namen unbedingt notieren müssen.” Und es lohnt sich immer noch, diesen Klassiker an einem langen Novemberwochenende mal wieder zur Hand zu nehmen…
In den mehr als hundert Jahren seit seinem ersten Erscheinen hat der Roman unzählige Menschen in seinen Bann gezogen und bis heute nichts an Charme und Aktualität eingebüßt. Die Erfolgsgeschichte des Familienromans, der 1929 mit dem Nobel-Preis ausgezeichnet wurde und bis heute zu den meistgelesenen Meisterwerken des 20. Jahrhunderts zählt, begann bereits mit dem Urteil des S.Fischers Lektors Moritz Heimann: “Es ist eine hervorragende Arbeit, redlich, positiv und reich«. Im Juli 1900 schloss Thomas Mann das Manuskript ab und schickte es am 13. August an den Verleger Samuel Fischer. Dieser bat Thomas Mann das Manuskript um die Hälfte zu kürzen, was dieser jedoch ablehnte. Schließlich erschien der Roman ungekürzt.
In die Geschichte der Buddenbrooks sind viele Schauplätze, Motive und Charaktere der Familie Mann eingearbeitet. Verwandte, Honoratioren und markante Persönlichkeiten aus Thomas Manns Jugend wurden integriert. Deshalb wurde das Buch zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch als Schlüsselroman aufgefasst, und Friedrich Mann, ein Onkel des Schriftstellers, distanzierte sich von dem “traurigen Vogel, der sein Nest beschmutzt”.
Wer sich vor der Lektüre einen genaueren Überblick über den Inhalt verschaffen will, dem sei die sehr ausführliche Webseite von Dieter Wunderlich empfohlen.
Und wem die 768 Taschenbuch-Seiten zu umfangreich erscheinen, kann auch per Film auf DVD einsteigen. Obwohl der Roman in epischer Breite erzählt ist, haben die lebendigen Szenen immer wieder zu Verfilmungen und Theaterstücken herausgefordert. Verfilmungen gab es schon 1923 von Gerhard Lamprecht, 1959 von Alfred Weidenmann, 1979 von Franz Peter Wirth und 2008 von Heinrich Breloer. Die letzte große und sehenswerte Verfilmung von 2008 stammt von Heinrich Breloer, dem großen deutschen Filmemacher, der sich seit Jahrzehnten mit der Familie Mann beschäftigt hat und zuletzt mit seinem Doku-Drama “Die Manns. Ein Jahrhundertroman” große Erfolge feierte. Auch die Besetzungsliste spricht für sich: Armin Mueller-Stahl, Iris Berben, Jessica Schwarz, Mark Waschke und August Diehl sind in den Hauptrollen zu sehen. Trotz einiger Kritik, dass die Handlung zu stark zusammengefasst wurde, ist der Film handwerklich gut gemacht und gegen die schauspielerische Leistung ist auch nichts zu sagen.
Thomas Mann, 1875 – 1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Ab 1933 lebte er im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.
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