Leichte Kost ist es nicht, was uns Journalist und Moderator Jörg Thadeusz in seinem neuen Roman “Die Sopranistin” serviert – oder eben doch gerade. Um bei diesem Bild zu bleiben: Dieser Roman entspringt eher der Molekularküche eines Sternekoches. Aufwändig zubereitet, aufregend und kein schneller Sattmacher für die Schnitzel und Curry-Wurst-Fraktion – unbedingt probieren!

Wer dieses Buch unaufmerksam runterschlingt, dem entgehen nicht nur die sprachlichen Leckerbissen, mit der Thadeusz die vielen verschiedenen Handlungsstränge verwebt, sondern auch kleine Details, die bei mir fast von der ersten Zeile an Hochspannung erzeugt haben. Eine Prise Humor in den Dialogen – fertig ist ein perfekt gewürztes Spannungsmenue. Und deshalb gibt es heute von mir auch nur zum Anfang des Romans einen kurzen Überblick, ich bin nämlich erst auf Seite 100 und muss jetzt DRINGEND weiterlesen…

Georg arbeitet als Friseur in Washington D.C. und verdient zwar gutes Geld, lebt aber auf zu großem Fuße. Letzte Rettung ist da sein Onkel und Ziehvater Jupp, Starfriseur in Berlin, der ihm schon häufiger unter die Arme gegriffen hat. Dieser verstirbt jedoch plötzlich und unter Georgs Trauer mischt sich freudige Erwartung auf ein unverhofftes Erbe. Von seinen letzten Bonusmeilen kann er sich gerade noch den Flug in die alte Heimat leisten. Im Flieger lernt er flüchtig die Sopranistin kennen, die ihn bittet, in Berlin ein kleines Päckchen an die Oma weiterzuleiten. Und da wir alle wissen, dass man im Flieger keine Päckchen von Fremden annehmen soll, ahnt der Leser an dieser Stelle, dass es in diesem Roman wohl weniger um die Sangeskunst der Sopranistin gehen wird. Zeitgleich findet in Berlin die Verleihung des Bruno-Fernsehpreises statt, auf deren Aftershowparty eine Bombe detoniert. Schade, dass die zuständigen Sicherheitsbeamten gerade mit privaten Dingen ausgelastet sind. Die Medien stürzen sich mit wilden Spekulationen auf die furchtbaren Geschehnisse. Handelt es sich um den Terroranschlag der Islamisten, vor dem in Deutschland so lange gewarnt wurde? Auf der Basis genauer Kenntnis der Dinge zeichnet Jörg Thadeusz ein Szenario, das sich schon heute genau so in Deutschland abspielen könnte…

Jörg Thadeusz, geboren 1968, zunächst Liegewagenschaffner und Rettungssanitäter, heute Journalist, Moderator und Autor. Für seine Außenreportagen bei “Zimmer frei” erhielt er den Grimme-Preis. Er moderiert die Talksendung “Thadeusz” sowie mehrere Sendungen im RBB-Radio.