Christian Morgenstern

Petra Bohm | Posted 06/05/2011 | Autoren | Keine Kommentare »

Geboren heute vor 140 Jahren – seine komische Lyrik ist immer noch modern und macht Spass, besonders wenn sie von einer tollen Stimme wie Otto Sander vorgetragen wird. Was ist Euer Lieblings-Morgenstern? Ich finde z.B. den “Lattenzaun” großartig…

Es war einmal ein Lattenzaun,
mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.

Ein Architekt, der dieses sah,
stand eines Abends plötzlich da -

und nahm den Zwischenraum heraus
und baute draus ein großes Haus.

Der Zaun indessen stand ganz dumm,
mit Latten ohne was herum,

Ein Anblick gräßlich und gemein.
Drum zog ihn der Senat auch ein.

Der Architekt jedoch entfloh
nach Afri – od – Ameriko.

Als Christian Morgenstern 1905 erstmals die Sammlung seiner „Galgenlieder“ veröffentlichte, trat ein neuer Ton in die Dichtung: Morgenstern sang das Hohelied auf den Spaß im Umgang mit der Sprache. Seine Gedichte sind unsterblicher Nonsens mit tiefster Weisheit, Miniaturen, die er nach den Galgenliedern mit solchen bizarren Persönlichkeiten wie Palmström, Korff und Palma Kunkel bereicherte.

Christian Morgenstern, am 06.05.1871 als Nachkomme einer Malerfamilie in München geboren, studierte zunächst Volkswirtschaft und Jura, später Philosophie und Kunstgeschichte. Seine ersten heiter-grotesken Dichtungen wie »Galgenlieder« und »Palmström« machten ihn sehr rasch bekannt, sind jedoch nur ein Teil seines Werkes. Eine innere Krise beendete Morgensterns »weltliche Epoche« und führte ihn zu Nietzsche, Kierkegaard und Meister Eckhart. Seine Lyrik wurde mehr und mehr Gedankendichtung, ja geradezu »Philosophie in Versen«. Der Schriftsteller lebte zunächst in München, Breslau und Berlin. Wegen seiner Tuberkuloseerkrankung, die ihm immer wieder zu schaffen machte, verbrachte er Kuraufenthalte in Davos und Arosa. 1914 verstarb Morgenstern im Alter von nur 42 Jahren schließlich an den Folgen seiner Krankheit in Meran. Nach dem Tod des Dichters gab seine Witwe zahlreiche seiner Werke heraus, die sie teilweise neu ordnete und mit bisher unveröffentlichten Teilen des Nachlasses ergänzte.

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