Bedrückendes London
Bettina Apelt | Posted 04/06/2011 | Krimi | Keine Kommentare »London im Sommer kann also drückend heiß sein. Und auch die Stimmung in Simon Lelics literarischem Verhörkrimi „Ein toter Lehrer“ ist schwer beklemmend. Eine Polizistin versucht einem Amokläufer auf den Beweggrund zu kommen und stösst auf eine Fülle von Mobbing – Lehrer und Schüler betreffend. Von Intrigen ist sie auch selbst betroffen: Unsägliche Wut stellt sich beim Leser ein, wenn er merkt, dass die Polizistin von drei Kollegen Schamhaare geschenkt bekommt und von ihrem Chef nur hört, dass sie Unfrieden stiftet.
Nichts ist hier so wie es scheint und eine Beklemmung macht sich auf den 348 Seiten breit, die einen in den Bann zieht. Bezeichnend ist vor allem, dass jede Sicht mehr als drei Seiten hat und Dinge passieren, die einfach nicht passieren dürfen.
Es ist eine harte Kost, die sich auf alle Fälle zu lesen lohnt. Neben der Schwere, gibt die Story dem Leser das Gefühl über Menschen am Rande einer Gruppe nachzudenken und kann vor allem für elterliche Leser auch mal ein Grund sein, ganz genau hinzuschauen, was in der Schule passiert. Und auch, dass der Beruf des Lehrers ambivalenter ist, als man vielleicht denkt. Bedrückend, für einen Kriminalroman ungewohnt schwer, aber mit unglaublichem Nachdruck.