Irre werden an der Geldwirtschaft…

Hannah Gi | Posted 07/09/2011 | Belletristik | Keine Kommentare »

…und das nicht nur ein bisschen.„Bankster“ beschreibt das Psychogramm eines Mannes, der nach dem Verlust seines Jobs und seiner bisherigen Zukunftsperspektiven vollkommen die Orientierung verliert und in aller Stille und unspektakulär durchdreht, ohne dass sein Umfeld oder die Leser das überhaupt richtig wahrnehmen…

Es mehren sich nur die Anzeichen, dass der Protagonist nicht mehr so funktioniert, wie man das von ihm erwarten dürfte, und da er – in Tagebuchform – seine Handlungen immer als aus seiner Sicht ganz folgerichtig und rational beschreibt, schleicht sich das Befremden eher durch die Hintertür ein…

Markús ist junger Banker in Island, hat einen guten Job, lebt zufrieden mit seiner Freundin – ebenfalls im Bankgeschäft – zusammen und genießt die schönen Seiten des Lebens. Dieses Idyll wird jäh beendet, als die Finanzkrise Island erreicht: Markús wird von einem Tag auf den anderen arbeitslos, und seine Freundin Harpa einige Zeit später auch. Während sie sich schnell wieder berappelt und eine Stelle als Aushilfslehrerin annimmt, versucht Markús gar nicht erst, wieder Fuß zu fassen, sondern treibt immer weiter in eine persönliche Krise hinein, die ihm zunehmend auch Harpa entfremdet.

„´Mach dir das mal klar – es ist fast zwölf Uhr an einem Dienstag mitten im Winter, ein so normaler Tag, wie man ihn sich nur vorstellen kann, und wir sitzen hier in der Küche und trinken Kaffee und futtern Kekse. Das wäre normal, ja sogar unglaublich nett, wenn wir sechzig und in Rente wären. Den ganzen Tag vor uns und so. Wir müssten sechzig sein und kurz vor einer Frühlingsstädtereise stehen, vielleicht nach Wien, da sind wir noch nie gewesen, und wir müssten heute Abend zu unseren Kindern fahren, sie besuchen und es genießen, unsere Enkel zu verwöhnen. Wir können nicht gerade mal dreißig, ausgebildet und arbeitslos sein. Ich glaub das nicht, Markús.`“

Plötzlich steht alles auf dem Prüfstand: Die Entscheidungen, die sie in der Vergangenheit getroffen haben, die wackelige Gegenwart und die gemeinsame Zukunft. „Bankster“ ist ein ganz wunderbarer, leise erzählter Entwicklungsroman und eine traurige Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der Finanzkrise, er wurde mit dem renommierten isländischen Literaturpreis ausgezeichnet und vom „Sunndagsmoggin“ als „das beste Krisenbuch überhaupt“ gefeiert.

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Titel:
Bankster

ISBN-13:
9783627001773

Autor:
Guðmundur Óskarsson

Verlag:
Frankfurter Verlagsanstalt

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